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Filme der nächsten Generation

 


An den beiden Film-(Hoch-)Schulen in Köln, der Kunsthochschule für Medien (KHM) und der internationalen filmschule (ifs) kommen seit ihrem Bestehen Studierende aus vielen Ländern, mit unterschiedlichem biografischen background zusammen. Einige der dort entstandenen Produktionen greifen Einwanderung, Migration und verschiedenste kulturelle Erfahrungen auf, manche davon angesiedelt in Köln.

2007 entsteht an der KHM das Doppelporträt „18 Parallel“ von Osman Ozan Özbanaz und Esin Büyükyildirim über zwei Schüler in Istanbul und in Köln. Beide stehen kurz vor dem Schulabschluss, Ähnlichkeiten und Unterschiede der beiden Biografien werden nebeneinandergestellt.

 

In den nächsten Jahren folgen weitere Produktionen, dokumentarisch ebenso wie fiktional, deren Perspektive die Erfahrungen von Einwanderung thematisieren. U.a. der Kurzspielfilm „Mein Freund der Deutsche“ (2016) von Bilal Bahadir und das Kurzporträt „Ewig Gast“ von Max Karakatsanis (2021) über seinen Großvater, der als Arbeitsmigrant der ersten Generation nach Deutschland kam.

Im Mittelpunkt des Debutfilms von KHM-Absolvent Mehmet Akif Büyükatalay steht „Oray“, ein junger Mann. Er hält sich mit kleinkriminellen Jobs über Wasser, verbüßt eine Haftstrafe, will in Köln neu anfangen. Im Streit mit seiner Frau übertritt er ein religiöses Gebot und muss sich daraufhin laut islamischem Recht zeitweilig von ihr trennen. Halt findet er in einer konservativen islamischen Gemeinde. Doch die Gefühle zu seiner Frau bleiben, er ist hin und hergerissen zwischen Glauben und Liebe („Oray“ 2018)

 

Denis Todorovic studierte an der ifs. Sein erster langer Spielfilm „Sascha“ (2010) handelt vom schwierigen Coming-out in einer montenegrinischen Familie, verortet im Eigelstein-Viertel. Sascha sitzt zwischen den Stühlen, seine Mutter sieht ihn als zukünftigen Konzertpianisten, der Vater plant ihn für die Familienheimkehr nach Montenegro ein. Doch er ist er mit einer unglücklichen Liebe beschäftigt. Der Film erhielt 2009 eine lobende Erwähnung beim Drehbuchpreis Köln.

 

Auch Bünyamin Musullu studierte an der ifs. In seinem dokumentarischen Kurzfilm „Promise“ (2018) porträtiert den 10-jährige Promise, der mit seiner Mutter und den jüngeren Geschwistern im Kölner Flüchtlingshotel „Mado“ lebt. Gekonnt fängt der Film die Perspektive des Jungen auf seine Umgebung ein.
Für seinen Abschlussfilm „Der Schrei“ wählt Musullu ein anderes Thema: die fiktionale Produktion folgt dem einzelgängerischen Niko durch seinen Alltag und Begegnungen mit unterschiedlichen Personen.

 

Für die Musikdokumentation „Liebe, D-Mark und Tod“ (2022) schreibt Mehmet A. Büyükatalay das Drehbuch, Regie führt Cem Kaya. Auf der Basis von umfassender Recherche wird hier die türkische Musik in Deutschland erstmals dargestellt. Ausgehend von der bedeutenden Rolle, die sie in der ersten Generation der Arbeitsmigrant*innen spielte, reicht der Bogen über das türkische Musiklabel Türküola und den Wirtschaftszweig der Hochzeitsmusik bis zu Rockmusikern und zeitgenössischen Hip Hop Bands.

Die Generation der Kinder

 

Mit seinem Film „Klasse Deutsch“ (2018) rückt Regisseur Florian Heinze-Ziob Kinder in den Mittelpunkt, die mit sehr unterschiedlichen Biografien und familiären Herkünften im deutschen Schulsystem landen.
Die Kinder und Jugendlichen, die der s/w-Film porträtiert, besuchen die B206, eine besondere Schulklasse in Köln-Seeberg, und Ute Vecchio ist eine besondere Lehrerin. Maximal zwei Jahre hat sie Zeit, Kinder, die aus dem Ausland neu nach Deutschland kommen, mit Härte und Hingabe auf das deutsche Schulsystem vorzubereiten.
Der Film bleibt fast ausschließlich im Klassenzimmer, verlässt das Schulgebäude nicht. Dadurch entsteht eine starke Konzentration auf die Anstrengungen, die hier von allen Seiten geleistet werden.