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Die Frühzeit des Films

 
 

Nicht nur Kölner Filmfirmen drehten zu Beginn des 20.Jahrhunderts in der Stadt, sondern auch Kameramänner aus Berlin, Frankreich und Italien. Leider sind aus der Frühzeit des Films nur noch wenige Filmkopien erhalten. Eine der ersten Kölner Sportdokumentationen ist erhalten: „Vaterländische Festspiele in Cöln am Rhein“ aus dem Jahre 1909 zeigt verschiedene Sportarten und beweist das große Interesse der Bevölkerung.

Die ersten Jahre bieten eine wechselvolle Geschichte: Beginnend mit der äußerst produktiven Zeit bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914, folgt bald ein erster Kinoboom.
Und auch die ersten Forderungen nach Filmzensur begleiten die Filmgeschichte, wie sie beispielsweise der Kölner „Männerverein zur Bekämpfung der öffentlichen Unsittlichkeit“ bereits im Jahre 1897 formulierte.

1900 – 1914

 

Nach den frühen Pionierleistungen Ludwig Stollwercks sollte es einige Jahre dauern, bis in nennenswertem Maße weitere Filme in Köln gedreht wurden. Bilder vom Leben und Alltag der Kölner und Kölnerinnen tauchten - anders als in den ersten „Films“ der Operateure Lumière - auf den Kinoleinwänden nicht mehr auf. Bis in die zwanziger Jahre dominieren in den Filmen über die Stadt gesellschaftliche Ereignisse, bei denen Prominente vor allem aus dem deutschen Hochadel im Mittelpunkt standen, aber auch Sportler, Sensationen und Katastrophen.

 

Eine der wenigen noch vorhandenen Kopien aus der Frühzeit des Films ist die Dokumentation „Vaterländische Festspiele in Cöln am Rhein“ aus dem Jahre 1909. Die erstaunlich gut erhaltene Fassung zeigt anschaulich, wie die ersten Dokumentarfilme aus Köln aussahen. Seit 1899 fand das Sportfest jährlich im Kölner Stadtwald statt - mit zahlreichen Wettkämpfen vom Radrennen bis zum Schwimmwettbewerb. Der Film dokumentiert den Aufmarsch der Sportler und Sportlerinnen in der Kölner Innenstadt, die Wettkämpfe und die Siegerehrung. Es scheint, als hätten sich die Kölner bereits an Dreharbeiten in ihrer Stadt gewöhnt. Hatten sich bei den ersten Aufnahmen des Cinématograph Lumière die Passanten noch in Pose gestellt, agieren die Sportler nun vergleichsweise ungezwungen: Frauen springen ins Wasser, Jungen schauen ihnen im Matrosenanzug zu und die Sieger des Schwimmwettbewerbs jubeln nicht viel anders als heute.

Allgemein gilt, dass von den Anfängen des Films in Köln nur noch wenige Kopien erhalten sind. Hinweise auf einzelne Produktionen finden sich in den ersten Film-Fachzeitungen wie in „Der Kinematograph“, 1907 in Düsseldorf gegründet, und auf den Zensurkarten der Film-Prüfstellen, die für die Freigabe der Filme zuständig waren.

 

Daher wissen wir, auch wenn die Kopie verschollen ist, dass das französische Filmunternehmen "Pathé Frères" Aufnahmen vom „Besuch des Deutschen Kronprinzenpaares in Cöln"(1908) gedreht hat und die „Deutsche Filmleiher Vereinigung in Berlin“ einen Film über „Die schreckliche Eisenbahnkatastrophe bei Köln“ (1910) im Repertoire hatte. Ausführlich berichtet "Der Kinematograph", was sich auf der „Station Mülheim am Rhein“ ereignet hatte und „überall das tiefste Mitgefühl hervorrufen“ werde: „Neunzehn blühende Menschenleben sind verloren… die Aufnahme gibt ein getreues Bild von dem furchtbaren Unglück“.

Die italienische Filmfirma Pasquali brachte den Film „Köln und die Rheinbrücke“ (1912) heraus. Anlass war vermutlich der im Mai 1911 eingeweihte, imposante Neubau der Hohenzollernbrücke, über die neben Autos und Fußgängern auch Züge und Straßenbahnen verkehrten und die als „Wunderwerk“ der Technik galt. Bereits 1906 bot auch die Filmfirma Oskar Messter aus Berlin Stadtpanoramen an wie „Auf dem Rhein vor Cöln“.

 

Das Kölner Brauchtum erwies sich ebenfalls als beliebtes Filmsujet wie die Filmtitel „Im Kölner Hänneschen Theater – Ein Blick hinter die Kulissen“ und „Großer Kölner Karnevalszug vom 23.2.1903“ bezeugen. Vom „Rosenmontagszug“ 1909 kamen gleich zwei Fassungen in die Kinos und selbst die französische Wochenschau "Pathé Journal" berichtete 1912 vom Kölner Rosenmontagszug.

Im Jahre 1913 nutzte auch die Kölner Verwaltung anlässlich einer „Städte-Ausstellung“ das neue Medium Film, um „dem steuerzahlenden Bürger recht eindringlich ad oculos zu demonstrieren, welch ein gewaltiges Grossunternehmen solch eine Großstadt sein muss.“ (Der Kinematograph).

 

Noch gab es wenige Produktionsfirmen in der Stadt, die selbst Filme drehten. Karl Werner, einer der ersten Kölner Unternehmer, der in die Filmproduktion einstieg, hatte zuvor Boxkämpfe in der Stadt organisiert. Da diese seit den ersten Filmen beim Kinopublikum besonders gut ankamen, organisierte er 1912 in Köln eine „Grosse internationale Ringkampf-Konkurrenz“, die er filmte und anschließend in drei Teilen an Kinobesitzer vertrieb („Gang III“ trug zum Beispiel den Titel: „Der Riese Antonitsch-Serbien geg. Tom Belling-Engl.“)

1912 realisierte Werner mit „Die Geisternacht“ und „Dame in Schwarz“ auch seine ersten Spielfilme. Neben seinem Produktionsbüro in Köln (am Waidmarkt 13-15) betrieb er ein Karl-Werner-Filmatelier in Berlin (Große Frankfurter Str. 105). Dass er in Köln auch dokumentarische Aufnahmen drehte, belegt sein Film über die „Beisetzungsfeierlichkeiten des Kardinals Fischer in Köln“, der am 30. Juli 1912 gestorben war.

 

Anlässlich der Eröffnung des Modernen Theaters, ein im Stil großer Opernhäuser erbauten Kinopalastes mit 1.400 Sitzplätzen, ließ sich der Kölner Kinobesitzer und Filmverleiher Emil Schilling einen ganz besonderen Filmgag einfallen. Bei der Premiere am 30. Oktober 1912 bat er zunächst um Entschuldigung, dass die bekannte Filmdarstellerin Henny Porten, die einen Prolog sprechen sollte, noch nicht aus Berlin eingetroffen sei. Er werde in Berlin anrufen und bei ihr anfragen. Ein Hohngelächter folgte seinen Worten. Doch Kinobetreiber Schilling überraschte nun das Publikum mit einem kurzen Film über die Anreise des Kinostars nach Köln. Sein Titel: „Henny Porten landet auf dem Butzweilerhof“. Als der Vorhang sich wieder öffnete, betrat Henny Porten am Arm des Herrn Schilling das Theater und wurde vom Publikum lebhaft begrüßt, wie der Kölner Stadt-Anzeiger am nächsten Tag berichtete.