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Kinoboom der frühen Jahre

 
 

Nach der erfolgreichen Premiere der ersten Köln-Filme im Jahre 1896 wurde die „Lebende Photographie“ bald zum beliebten Programmpunkt in den Theatern und Varietés der Stadt. Mit den kurzen, oft nur wenige Minuten langen „Films“ wie man die frühen Filmstreifen damals nannte, ließ sich allerdings noch kein abendfüllendes Programm gestalten. Sie wurden daher eingebettet in Sketche, akrobatische Einlagen und Zaubertricks, Tanzdarbietungen und Revuenummern. Oft dienten die „sensationellen neuen Bilder“ gar als Rausschmeißer, weil die Qualität der Projektoren noch äußerst bescheiden war und auf den weiß getünchten Wänden in den Veranstaltungssälen oft nur wackelnde und flimmernde Schemen zu sehen waren.

Die Filmbegeisterung der Kölner vermochte dies nicht zu mindern. Das neue Medium wurde innerhalb weniger Jahre zu einem Schlager ersten Ranges. Waren es zunächst noch Wanderkinos und Varieté-Theater, in denen die Filme vorgeführt wurden, erlebte das ortsfeste Kino bald eine wahre Gründungskonjunktur. 

Die Kinos erreichen die Stadtteile

 

1907 verfügte die Stadt schon über 11 Kinos, nur sechs Jahre später stieg die Zahl auf 35 an. Darunter befand sich ein erstes Vorstadtkino in Nippes (auf der Neusser Straße 257) und auch das Ehrenfelder Volkstheater. Ehemalige Varietés wie das Apollo in der Schildergasse wurden zum „Lichtspielhaus“ umgebaut und die Hohe Straße entwickelte sich bald zur Kino-Meile Kölns. Die dort ansässigen Lichtspielhäuser wurden immer größer und prunkvoller. Im Pariser Kinema auf der Hohe Straße, das mit seinen 600 Plätzen als das „vornehmste Theater am Platze“ galt, fanden 1908 von 14 bis 23 Uhr Vorstellungen statt. Auch spektakuläre Kinopaläste wie das Moderne Theater auf der Breite Straße, im Jahre 1912 mit 1.400 Plätzen im Stil großer Opernhäuser neu erbaut, galten als richtungweisend.

Noch zu Beginn des Jahres 1914 war der Kinoboom in Köln ungebrochen. Die Kinobegeisterung der Kölner wurde gar zum Thema eines Wagens im Rosenmontagszug. Er stand unter dem Motto „Theater – einst und jetzt“ und zeigte ein Schauspielhaus mit leeren Rängen, während sich die Leute nebenan vor einem Kino drängten. Passend dazu schunkelten die kölschen Jecken in dieser Karnevalssession zu dem Lied mit dem Refrain: „Frau Flöck die sitz em Kinema.“

Sondervorführungen für Soldaten

 

Für die Soldaten, die in der Stadt auf ihre Einsätze an der Front warteten, boten die Kölner Kinos Sondervorstellungen und „Militärlichtspiele“ an.

Alfred Rosenthal, langjähriger Filmkritiker aus Köln, berichtete für die Fachzeitschrift „Der Kinematograph“, dass den Kölner Kinos der Krieg 1916 zunächst „ebenso wenig“ anzumerken wie der „guten Tasse Kaffee“, die er in einem Kölner Gasthaus zu sich nahm. 

Doch je länger der Erste Weltkrieg dauerte, umso weniger Zuschauer besuchten die Kinos. Immer mehr Männer wurden als Soldaten eingezogen und immer weniger Frauen konnten sich noch einen Kinobesuch leisten. Von den 31 Kinos, die es vor dem Krieg in Köln gab, existierten nach Kriegsende nur noch 24.