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Filmen lernen in Köln

 


Köln besitzt mit der Kunsthochschule für Medien (KHM)  und der ifs internationalen filmschule köln zwei Ausbildungsinstitutionen im Bereich Film.
Die KHM als Hochschule für Film, Medienkunst und „verwandte Künste“ wurde 1990 in Köln gegründet, zehn Jahre später entstand mit der ifs eine weitere Adresse für Aus- und Weiterbildung im Filmbereich. 
Die Studierenden von KHM und ifs kommen aus allen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland. Und auch die Filme, die sie drehen, bieten ein breites Spektrum – von ersten Filmübungen, meist lokal angesiedelt, über die Umsetzung eigener Drehbuchideen oder der Adaption fremder Stoffe bis zu Dokumentationen zwischen Köln und Havanna. 

Die zwei Ausbildungsstätten unterscheiden sich in ihrer jeweiligen institutionellen Form – die KHM als Kunsthochschule, die ifs als GmbH  – sowie in ihrer jeweiligen Ausrichtung: setzt die KHM bei dem achtsemestrigen Studium vor allem auf künstlerische Praxis und eine Verbindung von Film / Fernsehn und Medienkunst, so bietet die ifs mit sieben Semestern eine eher film- und fernsehproduktionsnahe Ausbildung.
Seit Januar 2010 bieten die beiden Schulen eine gemeinsame Kameraausbildung an. 

Drehort und Schauplatz

 

Während der Drehort eines Films die tatsächliche geografische Lage oder Adresse der Dreharbeiten angibt, kann der Schauplatz der Handlung ein ganz anderer sein. Häufig ist in einen Spielfilm der Schauplatz aus mehreren Drehorten zusammengesetzt: beispielsweise „Die Wohnung des Protagonisten“ – zuerst sieht man die Fassade eines Hauses, in der nächsten Einstellung das Treppenhaus – das jedoch gar nicht in diesem Haus aufgenommen wurde – und schließlich eine Küche, die sich wieder woanders befindet – doch die Geschichte spielt in Köln und einer der Protagonisten wohnt in Braunsfeld. Für den einen Schauplatz wurde an drei Drehorten aufgenommen. 

Für Studienanfänger*innen an der KHM und ifs gehören kurze Regieübungen zum Pflichtprogramm – Übungen „vor Ort“ also, erste dokumentarische und fiktionale Filmübungen. Diese ersten Dreharbeiten mit den Kommilitonen finden schon aus rein pragmatischen, d.h. logistischen und finanziellen Gründen in Köln statt. Die Studierenden können z.B. vor der Aufgabe stehen: dreht in Ehrenfeld – innen oder außen, inszeniert oder dokumentarisch, aber: vor Ort. Und das Organisieren der Drehgenehmigung bei der Stadt Köln gehört dabei gleich mit dazu. 

Der Drehort kann auch mal ein eher zufälliger Treffer auf dem Stadtplan sein, erinnert sich Peter Henning, ehemaliger Professor für Drehbuch und Dramaturgie an der ifs. Dann heißt es: hier wird gedreht. Es folgen zwei Tage für die Entwicklung und das Schreiben der Geschichte und drei Tage Drehzeit.

Der genaue Blick

 

Die ersten Regieübungen an der KHM variieren je nach Dozent deutlich: einige, u.a. der Regisseur Robert Van Ackeren lassen ausschließlich im Studio drehen, andere wiederum, z.B. Regisseur Wolfgang Becker, „schicken“ die Studierenden grundsätzlich nach draußen, wie z.B. in dem Episodenfilm „Freitagnacht“.

Immer aber kommen die Erstsemester auch mit eigenen Ideen, bei denen es häufig mehr um die Geschichte als um einen konkreten Ort geht, so die Beobachtung von Dietrich Leder, Professor für Dokumentarfilm/fiktionale Formen/Unterhaltung Film an der KHM. Und oft ist der dazugehörige Drehort der originale Schauplatz, z.B. in ihrem Herkunftsort.
Die Herausforderung – für Lehrende wie für Lernende – so Dietrich Leder, besteht darin, genaue Ortsdefinitionen herzustellen. Also auch die Fragen beantworten zu können: warum ist die Geschichte genau hier angesiedelt? Was unterscheidet diese Straße von der um die Ecke?

Neben dem sogenannten „A-Plot“ (der die Handlung betrifft) gehören ebenso „B-und C-Plot“ zur Entwicklung eines Filmstoffes. Das heißt: die Beschreibung der zugrunde liegenden Konflikte sowie die ausführliche Ausarbeitung der Haupt- und Nebenrollen und ihrer Kurzbiografien. Die Orte so genau wie möglich zu definieren, dazu müsse man die Studenten manchmal regelrecht zwingen, erklärt Dietrich Leder. Und das bedeutet, einen Drehort nicht nur auszuwählen, sondern ihn so präzise beschreiben zu können, dass man weiß, wieso eine Szene hier spielt und welche Atmosphäre vorherrscht. 

Annäherung durch Fragen

 

Für Peter Henning gehören genaue Beobachtung und das Bemühen um Authentizität ganz wesentlich zum Schreiben dazu. Geeignete Hilfsmittel dafür sind z.B. die Fragen: wo wohnt der Protagonist, wie ist die Wohnung eingerichtet und dabei spielen durchaus auch sinnliche und emotionale Bezüge zu Orten, Ausstattung etc. eine Rolle. Sehr viel läuft über die optischen Codierungen bestimmter Orte und die sind in Deutschland durchaus ähnlich: die Stichworte Vorort, sozialer Wohnungsbau oder Fünfziger Jahre-Bau rufen bei Menschen, die hier aufgewachsen sind, sehr ähnliche Vorstellungen hervor. 
Spannend wird es dann, so die Erfahrung der Dozenten, wenn z.B. Kölner und Nicht-Kölner gemeinsam an einem Projekt arbeiten, denn gerade dem „fremden“ Blick gelingt es leichter, Neues und Ungesehenes wahrzunehmen.