Bei den Nachkriegskinos standen wieder repräsentative Ausstrahlung, „Glamour“ und Größe im Zentrum – durchaus vergleichbar mit den frühen Kinos der zehner und zwanziger Jahre.
Kinoboom in den 1950er Jahren
1955 lebten 700.000 Menschen in Köln. Die Stadt erlebte den größten Kinoboom in ihrer Geschichte. Neu- und Wiedereröffnungen wurden mit großem Engagement betrieben. Damals entstanden das Residenz am Kaiser-Wilhelm-Ring (von 1950 bis 2005 in Betrieb) und das City in der Ehrenstraße 11 (später Broadway bis 2001 ), das Burgtheater am Ebertplatz 19 (später Metropolis) und das Lux am Dom (Hohe Straße 131), die neuerbaute Kleine Scala in der Herzogstraße 9, das Roxy am Chlodwigplatz und das AKI (Aktualitätenkino) mit gleich zwei Spielstellen im Hauptbahnhof und ab 1953 auch am Neumarkt. Hier wurde im Non-Stop-Betrieb von 9 bis 24 Uhr gespielt. 1957 eröffnete das Theater am Rudolfplatz mit 950 Plätzen. Der Neubaukomplex von Theodor Kelter am Habsburgerring umfasste neben dem Kino noch Ladenlokale und Büros.
Auch in den Vororten nahmen mehr als ein Dutzend Lichtspieltheater den Betrieb auf. 1953 eröffnete das Weißhaus-Kino auf der Luxemburger Straße mit 721 Plätzen.
84 Kinos mit 43.839 Sitzen existierten im Jahr 1956 in Köln.
Sechs Filmtheater befanden sich damals allein im Stadtteil Ehrenfeld. Durchschnittlich gingen 66.000 Kölner täglich ins Kino! Gemessen an der Einwohnerzahl verzeichnete Köln nach Berlin die zweitgrößte Besucherrate in der Bundesrepublik.
Hahnentor-Lichtspiele
Der erste Kinoneubau nach dem zweiten Weltkrieg in der Innenstadt, die Hahnentor-Lichtspiele, fand über Köln hinaus Beachtung. Im Rahmen der 700-Jahr-Feier des Doms wurde am 19. August 1948 das Kino an der Hahnenstraße 57 eröffnet. Kinobetreiber Willi Wolf begrüßte die Prälaten des Domkapitels und Hunderte von Priestern, den Kölner Oberbürgermeister Schwering und weitere städtische Honoratioren zum Festakt und zum »angemessenen« Eröffnungsfilm »Das Lied von Bernadette«.
Als Premieren- und Erstaufführungskino erschienen die Hahnentor-Lichtspiele und ihr Leiter Willi Wolf immer wieder in der Tagespresse. Im September 1955 beispielsweise wurde der Film Banditen der Autobahn publikumswirksam mit einer fliegenden Autogrammstunde beworben: Begleitet von Motorradpolizisten gaben die Schauspieler an sechs verkehrsreichen Plätzen in der Stadt Autogramme aus eleganten Wagen heraus. 6.000 Starpostkarten fanden dabei ihre Abnehmer.
In einem Zeitungsartikel in „Die Neue Filmwoche", vom 28.8.1948 wird feierlich über die Eröffnung der Hahnentor-Lichtspiele berichtet.
Residenz Theater
Die Baugeschichte des Residenz ist typisch für die Zeit. Zunächst entwarf Architekt Hanns Rüttgers nur ein eingeschossiges Gebäude, ausschließlich für das Kino, denn Baumaterialien waren rar und teuer. Hinter und neben dem Filmtheater waren damals noch die Ruinen der Umgebung sichtbar. Erst 1959 folgte eine Aufstockung des Hauses zu einem mehrgeschossigen Geschäftshaus, die Fassade war dementsprechend eher schlicht und zweckmäßig, entscheidend war der leuchtende Residenz-Schriftzug. Innen jedoch entsprach die Ausstattung des Erstaufführungstheaters dem Bedürfnis nach Repräsentation und gediegener Atmosphäre. Der Saal bot 800 Plätze sowie einen Orchestergraben für 40 Musiker.