Viele Filme entstanden als Gemeinschaftswerke. Darsteller und Regisseure wechseln sich ab...
Die Kölner Gruppe
Der lose Zusammenschluss von Filmemachern aus Köln bekam 1997 durch den Filmkritiker Peter Nau seinen Namen: „Kölner Gruppe“ (Artikel im KStA 13./14.12.1997). Gemeint waren damit einige junge Filmemacher, die ihre eigenwilligen kurzen Spielfilme auf 16mm und 35mm drehten, oft in „Gemeinschaftsproduktionen“ auftraten, filmbesessen waren, alle in Köln lebten und sich von der offiziellen Filmförder-und Fernsehlandschaft fernhielten.
Die „Kölner Gruppe“ erkennt man in ihren Filmen wieder: hier treten sie in wechselnden Besetzungen und Rollen auf, geben den Produktionen ein Gesicht – eine Männerrunde. Nicht zufällig weckt der Name Erinnerung an die „Münchener Gruppe“ aus den späten sechziger Jahren um die Regisseure Rudolf Thome, Nikolaus Schilling, Peter Nestler, Max Ziehlmann und Klaus Lemke. Es waren Filmemacher, die unabhängig voneinander ihre eigenen Wege gegangen sind.
Kino und Leben
Viele Protagonisten der Gruppe kannten sich schon seit Ende der achtziger Jahre, von Kurzfilmfestivals oder aus Köln von gemeinsamen Kinobesuchen: „Wir haben uns selbst nie wirklch als Gruppe verstanden. Wir waren zunächst einzelne, die Filme gemacht haben und aus dem Umfeld des Kölner Filmhauses und des Filmclubs 813. Da hatte sich eine Gruppe gebildet, die selbst Kino machte und Filme vorführte, und dann gab es auch Leute, die Filme drehten... Wir hatten eine ähnliche Haltung, einen ähnlichen Humor, einen ähnlichen Geschmack.“ (Bernhard Marsch im Gespräch mit Irene Schoor 2003)
Unverzichtbar für die Kölner Gruppe: Ins-Kino-Gehen, Filme sehen, über Film reden, auch die abgelegenen Kapitel der Filmgeschichte erkunden, eigene Geschichten drehen. Aus dieser Mischung, dem Interesse an Film und Kino entstand 1990/1991 auch der Filmclub 813, der am 12.1.1991 seine erste Vorführung präsentierte: „Die rote Sonne“ von Rudolf Thome, aus dem Jahr 1969.
Die Mitglieder des Filmclub 813 e.V. waren und sind in vielen Fällen auch diejenigen, die bei Regie, Drehbuch, Darsteller, Kamera der „Kölner Gruppe“ auftreten. Nur Wenige unter ihnen haben eine Filmhochschule besucht oder eine vergleichbare filmische Ausbildung. Seit Jahren agieren sie als fachkundige und filmgebeisterte Autodidakten bewusst am Rande der Filmförderlandschaft. Nie entstanden bislang Koproduktionen mit Fernsehsendergeld. Einige arbeiten inzwischen als Regisseur, einige sind als Kinobetreiber, Kritiker oder Filmverleiher aktiv – anderswo oder (meist) in Köln.
„In Köln, der traditionellen Fernsehstadt, gibt es eine kleine, feine Filmszene, die durchaus als Hoffnung für das deutsche Kino gelten kann. Nicht nur zwei schöne Filmzeitschriften - Gdinetmao und Nachtblende - kommen aus dieser Szene um den Filmclub 813, sondern auch einige wirklich originelle Kurzfilme, in denen sich Kino und Leben in witziger und spannender Weise durchdringen wie einst bei der Münchner Gruppe um Lemke, Thome und Eckhart Schmidt “, schreibt Hans Schifferle anlässlich eines Kurzfilmprogramms in München am 30.5.1997 in der Süddeutschen Zeitung.
Selbstverständnis
„Wir sind ein paar Bewohner der Schachtelkinos. Erst das eigene Kino (der Filmclub 813 in Köln) klärte uns auf, daß wir keine Einzelfälle sind. Seitdem erwarten wir von Filmen - ganz egal ob alt oder neu, daß sie verloren geglaubte Möglichkeiten zeigen. Die aktuelle Brisanz von Sujets läßt uns fast so kalt wie die Reinheit künstlerischen Ausdrucks. Das ist natürlich auch von Max Zihlmann, von Howard Hawks und von Waldfreibädern stark beeinflusst.
Wir wollen ein unreines Kino, ungezierten Revolutionsersatz, eine Illusion von Action. Gemeinsam mit Marsch, Mischkowski und einigen anderen wurden wir von Peter Nau „Kölner Gruppe“ getauft. (...) Unsere Kurzfilme haben wir tatsächlich als eine Art Bande gemacht. Jetzt sind wir schon zu alt, um noch fürsorglich von der Straße geholt zu werden. Vor kurzem haben wir aber glücklicherweise entdeckt, daß eben da, so mitten auf der Straße, Klaus Lemke noch immer die besten deutschen Filme dreht.“
(Rainer Knepperges und Christian Mrasek, Handzettel für das Werkstattkino München, 2005)