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Gemeinschaftsproduktionen mit Heimatbezug

 

So wie sich die Protagonisten der „Kölner Gruppe“ aus einem gemeinsamen Interesse an Film, an ähnlichen Vorlieben und der Realisierung eigener Ideen zusammen gefunden haben, so sind auch viele ihrer Filme als Gemeinschaftswerke entstanden. Sei es, dass sich die Akteure gegenseitig mit Requisiten, Produktionsleitung oder Assistenzen unterstützen, sei es die gemeinsame Drehbuchentwicklung. 

Am häufigsten sind ihre Auftritte als Darsteller. Die Figuren, die Bernhard Marsch und Piet Fuchs, Rainer Knepperges, Markus Mischkowski und Kai Maria Steinkühler in den verschiedenen Filmen verkörpern, tragen wesentlich zu Stimmung, Stil und Wortwitz der Filme bei. Sie wirken wie „alte Bekannte“. Man erkennt sie an typischen Gesten wieder oder ist auch mal von einer neuen Facette überrascht. 
Zum Beispiel in „Junge Hunde“ von Bernhard Marsch mit Achim Bitzer, Jakob Hüfner,  Joachim Kühn, Bernhard Marsch, Jo Zimmermann: Fünf junge Männer stürmen das Freibad, machen sich auf den Stufen breit, drängeln auf der Treppe zum Sprungturm. Zuerst das 5m Brett, dann das 10m Brett. Es gilt, etwas zu beweisen...

Der Mann mit dem Schaf

 

Sicher kein Zufall, dass die Kölner Gruppe ein Maskottchen besitzt. Der Mann mit dem Schaf (Hans Dieter Delkus) erscheint in vielen Filmen verschiedener Filmemacher, immer unvermittelt, grundsätzlich kommentarlos und trägt ein ausgestopftes lebensgroßes Schaf unterm Arm. 
Mal sitzt er in der Caféteria („8 Essen III“), mal steht er am Rheinuferstrand („Wellenreiter“), mal durchquert er die Szene im Bademantel, dem Freibad angepasst („Halleluja“). Sein Auftritt kulminiert im langen Spielfilm „Westend“ (2001) von Markus Mischkowski und Kai Maria Steinkühler. In der Schlusssequenz bietet er den beiden Langzeitarbeitslosen Mike und Alfred an, für ihn zu arbeiten: sie übernehmen seinen Job als Schäfer, natürlich mit einer echten Schafherde auf den Rheinwiesen.

Viel Lärm um Nichts

 

„8 essen III“  ist ein Ensemblefilm von und mit Thomas Hermel, Rainer Knepperges, Bernhard Marsch und Markus Mischkowsi. Als studentische Erstsemester treten Jakob Hüfner und Christian Mrasek auf, die beide auch Filme drehen. Im Hintergrund sitzt der Mann mit dem Schaf.
Zwei junge Männer sitzen in der Caféteria, unterhalten sich, ein dritter kommt dazu, steigt sofort ein ins Gespräch über Frauen in Ost und West. Ein vierter trifft ein, auch er kann sofort was zum Thema beitragen. Es folgt ein wortgewaltiges „Fachsimpeln“, das schnell Brasilien und Frankreich miteinbezieht. Als zwei Erstsemester die „Altstudenten“ nach einem Tipp für den Abend fragen, kommen die ins Schwimmen und reden sich raus. Denn sie kennen weder Kneipen noch Discos. 
Eine lakonische und zugleich wortreiche Studie, frei nach dem Motto: ‚Es ist leicht zu sagen, wohin man reisen soll, aber schwer, wo man abends hingehen kann.’

Heimatgefühle

 

Freibäder, Stadtrandgebiete, Fußballfelder, die Theke in der Kneipe oder draußen an einem Imbiss – das sind die Orte, an denen sich die Protagonisten treffen, wohin sie zurückkehren, wo sie sich zuhause fühlen. Nicht allen Filmen sieht man ihre Herkunft an, manchmal geht es genau darum: nicht die typischen Klischeebilder von Köln zu reproduzieren. Und so spielen weder Dom noch Karneval eine Rolle, viel öfter sind Kölschgläser, zerfranste Stadtrandgebiete, Kioske und gewöhnliche Straßenecken zu sehen.

Eine erste Annäherung an die Stadt drehte Bernhard Marsch 1986 mit „Kölner Bewegungen“, ein fünf-minütiges Stadtporträt. Marsch versammelt Bewegungen unterschiedlicher Art: mal vor, mal mit der Kamera. Die Seilbahn über den Rhein, Autobahnkreuze und die Rennbahn, Straßenbahnen, flackernde Leuchtreklamen und Fußgängerströme, Rolltreppen, und Straßenkreuzungen. 

In „Halleluja“ (1994/95) spielt Bernhard Marsch wieder selbst mit: Auf der Fahrt nach Hennef nimmt er ein Tramper-Pärchen mit. Im Vorbeifahren tauchen beiläufig die Momente des von Marsch selbst immer wieder benannten „Heimatgefühls“ auf: –„die beste Eisdiele, meine Grundschule, hier... wurden wir verpügelt...“ Als sie am Kino vorbeifahren, erklärt er sofort begeistert: „„Summer Night Fever“ von Sigi Götz –– ein toller Film“.“ Schließlich lädt er das Tramperpärchen zu einer kurzen Stippvisite in seinem Lieblingsfreibad ein, und der vermeintliche Provinzler erweist sich letztendlich als der Ausgefuchstere ...

Gruppenbild mit Dame

 

„Die Kölner Gruppe präsentiert“ heißt es im Vorspann zu dem Ensemblefilm „Tour Eifel“ (2000).  
Aus einer gleichbleibenden Kameraposition gedreht, mit Schwenks von einem zum anderen, wird die „Krisensitzung“ einer Gruppe geschildert. Der eine redet, der andere schweigt, der dritte unterbricht vorwurfsvoll, der vierte schreibt mit und hat sich auch schon mit Stichworten vorbereitet. „Als eine Frau dazukommt, mit Sektflasche, Kuchen und einer Neuigkeit, läuft die verfahrene Diskussion noch weiter aus dem Ruder. Der schweigsame Rolf (H-D.Delkus, der Mann mit dem Schaf) steht wortlos auf und geht. 
Die Kamera schwenkt über seinen leeren Platz zur Wiese, wo er sein Schaf unter den Arm klemmt und sich entfernt. Im Off reden die anderen weiter und weiter ... 

Zwischen Kiel und Sauerland

 

Rainer Knepperges und Christian Mrasek haben 2005 ihren ersten Langfilm zusammen gedreht: „Die Quereinsteigerinnen“ selbst produziert, gefördert durch die kulturelle Filmförderung Schleswig Holstein, die Filmstiftung NRW und die FFA. Kein Kölnfilm, aber ein Film, der durchaus in der Tradition der „Kölner-Gruppe“ steht. 
Eine Entführungsgeschichte der ganz besonderen Art, aberwitzig, unrealistisch und komisch. Entführt wird ein Manager, die Forderung: die gelben Telefonzellen müssen wieder installiert werden.
Die Geschichte startet in Kiel, um dann sehr schnell den Ort zu wechseln: eine bewaldete Hügellandschaft mit kleinen Dörfern, verschlafenem Bahnhof und einem Ferienhaus, das voller 70er Jahre Rustikal-Ambiente steckt, inklusive der Kleider, die die Entführerinnen Katja und Barbara wie bei einer Modenschau ausprobieren. (Gedreht wurde in Brillon, Sauerland.) „