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Das Duo

 

In mehreren Filmen der Kölner Gruppe sind gemeinsame Auftritt von Freundesgruppen typisch. Und so gibt es auch immer wieder zwei Kumpel, die als tragende Duo die Handlung vorantreiben. 
Besonders prägend ist das in den Filmen des „Westend-Zyklus“ von Markus Mischkowski und Kai Maria Steinkühler sichtbar. In ihrem sechs Filme umfassenden Zyklus mit dem Freundespaar Mike und Alfred haben sie ein besonderes „Heldenpaar“ etabliert. Sie treten gemeinsam auf, liefern sich die Stichworte, ergänzen und kommentieren sich, durch Gestik, Mimik und Typisierung. 

Zwei Männer, ein Team steht in dem frühen „Roulez Relax“ (1999) sowie in „Underground Odyssey“ aus dem Jahr 2010 im Zentrum der Geschichte. Nur in dieser Konstellation funktionieren die Storys und Dialoge. Und noch ein Merkmal gilt für diese Filme: Sie alle setzen die Ästhetik des Schwarz-Weiß-Films gezielt in ihrer Bildgestaltung ein. 

W wie Westend

 

Die in Köln gedrehten Filme von dem eingespielten Regie-und Darsteller-Team Markus Mischkowski und Kai Maria Steinkühler sind konsequent in Schwarz-Weiß gedreht. Mit den immer gleichen Hauptfiguren teilen sie mit ihrem lakonischen Humor, ihrer Filmleidenschaft und ihrem filmischen Hintergrundwissen manche Vorlieben der anderen Gruppenmitglieder – und auch sie huldigen dem Maskottchen, dem Mann mit dem Schaf.
Nach ersten Super-8-Filmen drehen die beiden seit 1996 zusammen Filme auf 16mm und 35mm. Gemeinsam entwickeln sie Idee und Drehbuch und spielen in allen Filmen die beiden Hauptrollen Mike und Alfred. Vor Drehbeginn steht das Storyboard, das alle Einstellungen genau beschreibt: nur so ist die Personalunion von Hauptdarsteller und Regie für die beiden zu realisieren. Wichtige Voraussetzung: das eingespielte Team mit Kameramann KaPe Schmidt und Regie-Assistentin Ulla Wätzig. 

Geschichten vom Rand

 

Typische Merkmale ihrer Filme sind die Drehorte am Rande der Stadt, die keine klassische Wiedererkennungselemente bieten. Auch ihre Figurenzeichnung bleibt sich treu, jeglicher Psychologisierung arbeiten sie entgegen, die Dialoge sind auf ein Minimum reduziert, das Timing von Schweigen, Ein-Wort-Sätzen und Pausen ist stimmig. Immer geht es in ihren Filmen um Arbeit, die Suche nach ihr bzw. ihre Abwesenheit.

Prägnante Kameraperspektiven und Bildausschnitte zeichnen die Westend-Filme aus. Lange feste Einstellungen, langsame Schwenks, Bildausschnitte, die den Raum in Szene setzen: weitwinklig aufgenommene Totalen, tiefer Horizont, Untersicht und ein „Zwei-Drittel-Himmel“, wie Kameramann KaPe Schmidt es nennt. Bildausschnitte und Totalen lassen den Raum des Stadtrandes zwischen Brachland, Industrie und sozialem Wohnungsbau weit erscheinen. Nicht zufällig erinnern manche Einstellungen an typische amerikanische Landschaftsaufnahmen mit großer Horizontale.

Kein Wort zuviel

 

Die Filme des Westend-Zyklus folgen bestimmten Regeln: Nach einem ersten Establishingshot sieht man Alfred und Mike in der für sie typischen bewegungslosen Haltung an einem Tisch mit Bierflaschen stehen. „Und?“ fragt der eine. „Nix“ antwortet der andere.
Mit diesem knappen Dialog fangen alle Westend-Filme an, Visitenkarte und Running Gag in Einem. Mal bezieht sie das auf Stellenangebote, mal auf die erwartete Ankunft von Rasto oder auf Müll. Die beiden verstehen sich auch ohne Worte. Zwischen ihnen genügt oft ein Seitenblick, um klar zu machen, um was es geht. 
Alfred gelingt es trotz dieser reduzierten Kommunikation, ab und zu mit Frauen Kontakt aufzunehmen, während Mike, der auf den ersten Blick „forscher“ wirkt, immer wieder den richtigen Moment verpasst. Eigentlich aber genügen sie sich selbst. 

Arbeitsmarkt – ohne Sozialstudie

 

So witzig und slapstickhaft die Westend-Filme, nicht zuletzt durch das Duo Mike und Alfred, inszeniert sind – immer geht es um das Thema Arbeit, bzw. deren Abwesenheit und die Spielregeln des sich verändernden Arbeitsmarktes. Mit dem Film „Waldmeister“ hat das Regieduo 2005 z.B. an dem Kurzfilmwettbewerb „Arbeit in Zukunft“ der Kulturstiftung des Bundes teilgenommen. Dabei sind es keineswegs Sozialdramen oder soziale Milieustudien.
Vom Psychologisieren halten Mischkowski und Steinkühler erklärtermaßen gar nichts. „Wir wollten keine Psychologie, wir wollten keinen Vorstadtfilm machen, der sozialrealistisch daherkommt mit Problematik. Mike und Alfred sollten keine Familie haben, auch kein Kindheitstrauma, das am Ende nochmal aufgegriffen wird.“ (Markus Mischkowski im Interview,  2005)