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Die ersten Nachkriegskinos

 
 

Am 9. März 1945 nahm die US-amerikanische Militärregierung, die für den Stadt- und Regierungsbezirk Köln zuständig war, ihre Arbeit auf. Noch am gleichen Tag erteilte sie dem Kölner Friedrich Hengst den Auftrag, eine Bestandsaufnahme über den Zustand der Kinos in der zerstörten Stadt zu geben. Hengst, der vor dem Krieg ein Geschäft für Radio- und Filmtechnik in der Hahnenstraße besaß, sollte „alle Vorführmaschinen, technischen Filme und sonstigen Einrichtungsgegenstände von erlassenen, aufgebrochenen oder ausgebombten Kinos sichern.“

Er listete im Mai 1945 noch sieben funktionsfähige Kinos in Köln auf, die sich alle in den Vororten befanden. Den Krieg überstanden hatten: Dellbrücker-Lichtspiele, Dünnwalder-Lichtspiele, Merli (Merheim), Deli (Brück), Neues Theater (Mülheim), Astoria (Bickendorf) und U.T. Union Theater (Nippes). Ein Jahr später waren es bereits 14.

 
 

Die ersten Bilder von der eigenen zerstörten Stadt sah das Kölner Kinopublikum in der Wochenschau „Welt im Film“, die schon seit dem 18. Mai 1945 in den verbliebenen Kinos obligatorisch war.
Dabei handelte es sich um eine US-amerikanisch-britische Koproduktion, die zunächst in London und ab September 1945 in den Studios der Bavaria Film in München von den US-Amerikanern und
von den Briten in Hamburg produziert wurde.
Trotz zahlreicher Reglementierungen, von der Lizenzierung, der Festlegung von Eintrittspreisen, der nach wie vor verhassten Vergnügungssteuer bis zu zusätzlichen finanziellen Belastungen wie dem Kulturpfennig (5 Pfennig), dem Trümmerbeseitigungszuschlag (25 Pfenning) oder dem Schulspeisungspfennig und nicht zuletzt der Währungsreform – es gab einen regelrechten Kinoboom in der Stadt.

Neue Kinos in der Stadt

 

Die Lichtspiele im Millowitsch Theater wurden als erstes Innenstadt-Kino  im Januar 1947 wiedereröffnet. 1948 wurde die ehemalige Schauburg in der Breite Straße 90 (1942 bei einem Bombenangriff zerstört), wieder eröffnet. Im selben Jahr bekam die Stadt einen glanzvollen Kino-Neubau mit den Hahnentor-Lichtspielen am Rudolfplatz, erbaut von Wilhelm Riphahn. Dieses Kino hatte 1.500 Plätze und wirkte in seiner Gestaltung von Foyer, Garderobe und Saal-Zugängen wie eine Vorausschau der von Riphahn entworfenen Oper (1957) und des Schauspielhaus (1962). Die prächtigen „Hahnentor-Lichtspiele“ an der Ecke Hahnenstraße/ Ring waren Teil der Gesamtplanung Riphahns für die Hahnenstraße, die bis zum British Council (erbaut 1950), in der Nähe von St. Aposteln reichte. 1955 eröffnete der von Architekt Ernst Huhn wiederaufgebaute Ufa-Filmpalast als weiteres prächtiges Premierenkino.

Das Kino boomte, auch in Köln. Zwischen 1950 und 1956 wurden in der Stadt rund 30 Kinos neu bzw. wiedereröffnet – im Zentrum ebenso wie in den Vorstädten, etwa in Höhenberg, Mülheim und Sülz. 1956 zählte Köln zu den kinofreudigsten Städten der Bundesrepublik, gleich hinter Berlin.
„Jeder Kölner ging im Durchschnitt 25,5 mal ins Kino. 1956 wurden sieben neue Lichtspieltheater gebaut, so daß Köln am Ende des Jahres über 84 Lichtspieltheater mit 43.839 Sitzplätzen hatte.“ Allein im Rechtsrheinischen zählte man im Jahr 1956 25 Filmtheater.

Kommunales Kino

 

Die Kölner Stadtverwaltung überlegte im Jahre 1946, auch ein kommunales Kino oder zumindest eine „Kulturfilmstätte“ einzurichten, um „stadtwichtige und stadteigene Film-Dokumente“ herstellen zu lassen. Diese Idee wurde allerdings nicht verwirklicht. Der Düsseldorfer Unterausschuss für das Filmwesen im Kultusministerium hatte kommunale Kinos in NRW  abgelehnt – auch unter dem Druck der freien Filmwirtschaft, die eine starke Konkurrenz durch die kommunalen Kinos befürchtete.