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Spielfilme der 1960er-Jahre

 
 

Die deutsche Filmproduktion der sechziger Jahre ist gekennzeichnet von starken Gegensätzen: da gibt es das Oberhausener Manifest 1962, mit dem ein erstes Signal für den zukünftigen neuen deutschen Film gesetzt wird. Zugleich entstehen die überaus erfolgreichen Winnetou-Serien und Edgar-Wallace-Verfilmungen. Es gibt ästhetische Experimente (wie beispielsweise das Kölner Studio für den unabhängigen Film XSCREEN) sowie den unaufhaltsamen Aufstieg des Fernsehens als wachsende Konkurrenz zum Kino.

Auch in der Kölner Filmgeschichte spiegelt sich diese Situation wieder. Vier Filme stehen exemplarisch für die äußerst unterschiedlichen Richtungen und das breite Spektrum der Themen und filmischen Ausdrucksformen der 1960er-Jahre.

Gegensätzliches aus und über Köln

 

1964/65 entsteht die außergewöhnliche Literaturverfilmung „Nicht versöhnt Oder es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht“ von dem Regieteam Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, nach dem Roman von Heinrich Böll „Billard um halb zehn“. Erzählt wird die Geschichte einer Kölner Architektenfamilie über drei Generationen. Gegenwart und Vergangenheit vermischen sich, die Frage nach Verantwortung und Schuld durchzieht die Szenen. Straub / Huillet werden nach diesem ersten langen Spielfilm mit ihrem spezifischen Filmstil den neuen deutschen Film über Jahrzehnte mitprägen. 

Daneben dreht die Münchner Produktionsfirma Lisafilm in Köln den reißerisch inszenierten Action-Krimi „Heißes Pflaster Köln“ (1967), der mit wilden Verfolgungsjagden, Rotlichtmilieu und Erpressung aufwartet. Die Großstadt als Ort voller Kriminalität und lockerer Sitten,  mit hartgesottenen Ganoven und bemühten Kommissaren. Der Film sorgte für viel Furore in Köln. Denn es gab durchaus einige Ähnlichkeiten mit realen Ereignissen – zwei Mädchen hatten in Köln eine Rentnerin ermordet und Toni Dumm, als "Dummse Tünn" stadtbekannte Figur der Kölner Unterwelt, hatte einem Staatsanwalt mit Attentat gedroht. Die Stadt fürchtete um ihr Image.

 

Im – damals noch ausschließlich öffentlich-rechtlichen – Fernsehen differenzieren sich Schritt für Schritt eigene Formen heraus. Beispielsweise das sogenannte Fernsehspiel: Hier entstehen auch beim WDR interessante Filme und zwei sehr unterschiedliche Auftragsproduktionen sind unmittelbar in Köln angesiedelt: „Der Unfall“ (1968) von Peter Beauvais, einem arrivierten Fernsehregisseur, der als einer der ersten Spielfilme die Arbeits-und Lebenssituation ausländischer Arbeiter thematisiert.
Die Drehorte in der Fabrik oder in der Werkskantine, in der Bahnhofsvorhalle oder im Wohnheim –wirken teilweise dokumentarisch. Dazu passen die Präsenz der Laiendarsteller und die von ihnen gesprochenen verschiedenen Sprachen. 

Ein Jahr später dreht der 28-jährige Klaus Lemke den Film „Brandstifter“(1969), in dem es um Protest und Revolte einer Gruppe von Studenten und einen Brandsatz in einem Kaufhaus geht. Sein Film nimmt aktuellen Bezug auf die Kaufhausbrandstiftungen im Jahr zuvor in Frankfurt am Main.
Der Film spielt mit Zitaten und Requisiten der Pop-Kultur und bietet eine Mischung aus Agitationsszenen, langen politischen Monologen, beiläufig verrückten Aktionen in der Öffentlichkeit und Konsumkritik. Auch in diesem Film ( wie auch in „Der Unfall“ und „Heißes Pflaster Köln “) wird auf der Hohe Straße gedreht –  Inbegriff der Warenwelt mit Schaufenstern und flanierenden Passanten.