Neue Unternehmen stiegen in das Verleihgeschäft ein und profitierten vom Kriegsgeschehen.
Film und Kino im Ersten Weltkrieg
Zu Beginn des Jahres 1914 boomte das Kino in Köln. Die Zahl der Kinos war auf 30 angestiegen und selbst im Rosenmontagszug wurde „Der Kinema“ von der Kölner Narrenzunft als „et schönste Plätzche“ in der Stadt besungen. Spielfilme der französischen Marktführer Pathé Frères und Léon Gaumont waren äußerst beliebt und selbst die Kölner Burschenschaften hatten im Mai 1914 gegen die Vorführung von Filmen aus Frankreich in der Kölner Handelshochschule nichts einzuwenden.
Nur wenige Wochen später, am 1. August 1914, zogen auch Kölner mit dem Schlachtruf „Jeder Stoß, ein Franzos!“ in den Krieg und die Filialen der französischen Filmunternehmen Pathé Frères und Léon Gaumont wurden im gesamten deutschen Reich unter Zwangsverwaltung gestellt. Kinobesitzer wurden gehalten, keine Filme mehr aus „deutschfeindlichen“ Ländern vorzuführen, im Jahre 1916 folgte schließlich ein allgemeines Einfuhrverbot für ausländische Filme.
Mit Kriegsbeginn schlossen die meisten „Kinematographen-Theater“ ihre Tore. Die Lage stabilisierte sich jedoch schnell und schon im September hatten sich die Kinos auf die neue Situation eingestellt. Der Ausbruch des Krieges eröffnete neue Dimensionen, denn zur Unterhaltungsfunktion von Filmen trat die Informationsvermittlung in den Wochenschauen. Ab Oktober 1914 lieferten die Messter- und Eiko-Wochenschauen regelmäßig Berichte vom Kriegsgeschehen, die zuvor vom Militär kontrolliert und zensiert wurden. Es war das erste Mal in der Geschichte des noch jungen Mediums, dass Filme zu Kriegszwecken eingesetzt wurden. Zugleich stellten die Wochenschauen eine Verbindung von Front und Heimat her, die vorher unmöglich erschien. Auf diese Weise wandelt sich auch das öffentliche Ansehen des Kinos, das in der Vorkriegszeit vor allem als billige Form der Unterhaltung von weiten Kreisen des Bürgertums abgelehnt wurde.
Abschirmung von ausländischer Konkurrenz
Durch die weitgehende Abschirmung vor ausländischer Konkurrenz setzte in der deutschen Filmproduktion, die bis dahin international wenig Beachtung fand, bald ein Wachstumsprozess ein, von dem auch Kölner Kino- und Filmproduzenten profitierten. Erste propagandistische Spielfilme finden sich bereits wenige Wochen nach Kriegsbeginn in den Programmen auch der Kölner Kinos.
So kündigte das Moderne Theater im Oktober 1914 ein „Kriegsschauspiel in 3 Akten“ an: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall“, die Geschichte eines kriegsfreiwilligen deutschen Primaners“, ein Drama, „das begeisterte Vaterlandsliebe geschaffen hat zur Nacheiferung für uns alle – ein Werk, erfüllt von glühendem Patriotismus!“ Außerdem im „bunten Programm“, „reichhaltige, aktuelle Kriegsberichterstattung.“
Emil Schilling, der nicht nur das Moderne Theater besaß, sondern mit der Deutschen Film-Gesellschaft auch noch einen Filmverleih in der Glockengasse betrieb, hatte die Zeichen der Zeit erkannt und bot in Anzeigen weitere Filme wie die „humoristische Kriegs-Revue: Michels eiserne Faust“ an, mit der Kinobesitzer ihre Konkurrenten „in die Defensive“ drängen könnten. Als deutscher Patriot erwies sich Schilling auch bei der Produktion eines Werbefilms für Kriegsanleihen gemeinsam mit der Kölnischen Zeitung, für die er Mitglieder der Millowitsch-Bühne als Darsteller gewann.
Weil Geld knapp und die Reisewege wegen des Krieges teilweise beschwerlich waren, griffen Produzenten, die in Köln Filme drehten, zunehmend auf „lokale Künstler“ zurück. So engagierte die Deutsche Kinematographen-Gesellschaft „den bekannten Cölner Lokalkomiker Hermann Job, den Direktor der weit über Cöln hinaus bekannten und in Künstlerkreisen wohlakkreditierten ‚Jobs lustige Bühne‘“. Er übernahm die Hauptrolle in dem Film „Hermann weiß von nichts“ (1916) und spielte schon im November 1916 zusammen mit seiner Frau Eva und Schauspielerinnen des Kölner Ensembles in dem Schwank „Wenn die Liebe nicht wär‘“.