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Kinos im Krieg

 
 

Nicht nur Produktion und Verleih, auch Kinos profitierten vom Krieg. Als preußische Garnisons- und Festungsstadt war Köln mit seinen zahlreichen Kasernen und Forts eine Drehscheibe für Truppentransporte. Für die Soldaten, die hier auf ihre Einsätze warteten, gab es schon bald spezielle Programme, die als „Militärlichtspiele“ mit ermäßigten Preisen in den Kinos liefen. Noch im Januar 1918 wurde in der Flora ein eigenes „Militärkino“ eingerichtet, das wie Der Kinematograph berichtete, „die Angehörigen der Garnison Köln mit den amtlichen Films bekanntmachen soll(…).“

Für den Dokumentarfilm „Graf Dohna und seine Möwe“, der zu propagandistischen Zwecken vom staatlichen Bild- und Filmamt BUFA über den Hilfskreuzer SMS Möve gedreht worden war, strömten im Juni 1917 Ersatzbataillone mit 1.000 Soldaten und mehr in die Germania- und in die Agrippina-Lichtspiele. Auch Kölner Schüler besuchten mit ihren Lehrern spezielle Schulvorstellungen. Der Stadt-Anzeiger meldete, dass für die Filmvorführungen der „Heldentaten der Möwe und ihrer Besatzung“ „bereits über 50.000 Besuchsanmeldungen von Schülern aller Art“ vorlagen (…)“.  
Doch je länger der Erste Weltkrieg dauerte, umso weniger Zuschauer besuchten die Kinos. Immer mehr Männer wurden als Soldaten eingezogen und immer weniger Frauen konnten sich noch einen Kinobesuch leisten. Von den 31 Kinos, die es vor dem Krieg in Köln gab, existierten nach Kriegsende nur noch 24.

Infolge der kriegsbedingten Knappheit an Rohmaterialien wurde auch Zelluloid ein gesuchter Artikel. Gleichzeitig stiegen die Preise für Alt-Zelluloid. Die Klagen im Kinematographen mehrten sich, dass „Filmvorführer den entliehenen Filmkopien ganze Szenen entnehmen, um sich durch den Verkauf der ‚Abfälle‘ zu bereichern.“ Auch die Humboldt-Lichtspiele in Kalk stiegen in den Handel ein und inserierten im Mai 1916 im Kinematograph: „Alte Zelluloidfilme und Abfälle für technische Zwecke, kaufe jedes Quantum“. 

Es mangelte nicht nur an Filmmaterial, Kohle und Strom, auch Arbeitskräfte fehlten. Vor allem kleinere Familienkinos mussten ihre Pforten schließen, weil Kinobetreiber, Vorführer und Musiker in den Kriegsdienst einberufen wurden. Erst ab dem Jahre 1915 war es Frauen und Jugendlichen unter 21 Jahren erlaubt, Vorführpatente zu erwerben und im Kino Tätigkeiten zu verrichten, die vor dem Krieg eine Domäne der Männer waren. Anzeigen wie die von Frau Holler aus Köln-Ehrenfeld fanden sich im Kinematograph fortan häufiger: „Verlässliche, tüchtige, lange Jahre tätige Operateurin (…) sucht Dauerstelle.“