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Der Bioskop-Konzern

 


Ende 1917 schlossen sich mehrere deutsche Verleiher zum Bioskop-Konzern zusammen, der seinen Geschäftssitz in einem neu errichteten Bioskophaus in der Breite Straße 58 bezog. Köln hatte damit, wie Der Kinematograph meldete, eine Führungsposition in der Verleihbranche errungen. Peter Heusers Bioskop-Konzern schluckte auch den renommierten Kölner Dekage FilmVertrieb, der das kriegsmüde Publikum mit Filmen wie Hans Trutz Fahrt ins Schlaraffenland (Regie: Paul Wegener) aufzumuntern versuchte. Darin spielte Ernst Lubitsch die Rolle des Teufels). 

Im Februar 1918 wandelte Heuser den Bioskop-Konzern in eine Aktiengesellschaft um: die Rheinische Lichtbild AG. „Das Unternehmen bezweckt die Herstellung, den Erwerb, Verleih und Vertrieb von Filmen… Das Tätigkeitsgebiet soll sich insbesondere über Westdeutschland erstrecken. Es ist beabsichtigt, eine Reihe bestehender Herstellungs-, Vertriebs- und Vorführungsunternehmungen zu erwerben und weitere ins Leben zu rufen. Die Gesellschaft will durch die Zusammenfassung bisher zersplitterter und nicht einheitlich organisierte Betriebe… einen stärkeren Einfluss auf die Filmerzeugung und Filmdarstellung gewinnen, und insbesondere nationalen, wirtschaftlichen und bildenden Problemen zur Geltung verhelfen.“ 

Zu den Mitbegründern der Aktiengesellschaft gehörten namhafte Bankiers und Juristen aus Köln, Mönchengladbach und Berlin. Peter Heuser blieb Generaldirektor und brachte auch die Harmonie-Film-Gesellschaft ein, die im April 1918 nach einer viel gerühmten Uraufführung in Köln den Film Beethoven von Fritz Kortner mit 26 Kopien in den Kinos startete. Im Repertoire der Rheinischen Lichtbild befanden sich überwiegend Märchenverfilmungen, vor allem aber „Werke“, die „für den nationalen Gedanken“ und „für Deutschlands Größe“ eintraten. Um „Größe“ ging es Heuser auch bei seiner Geschäftsstrategie und er hatte dabei ein Vorbild: die Universum Film AG (kurz: Ufa genannt), die im Dezember 1917 auf Drängen der Obersten Heeresleitung und mit Kapitalbeteiligung der Reichsregierung in Berlin gegründet worden war, und sich renommierte Firmen wie Nordisk, Messter-Film und die Projektions AG „Union“ (PAGU) einverleibt hatte.

 

Denn der preussische Kriegsminister, der zwei Jahre vorher noch heftig gegen die Kinematografie gewettert hatte, bestand nun in den Zeiten des Krieges darauf „die Kräfte der deutschen Filmindustrie zusammenzufassen“, um sie vom Ausland, vor allem von Frankreich, Amerika und Italien unabhängig zu machen.

Dem Beispiel der Ufa folgend vergrößerte sich auch Heusers Bioskop-Konzern - Rheinische Lichtbild AG zusehends, kaufte schließlich auch Kinos auf wie die Agrippina-Lichtspiele in Köln (Breite Straße) und forcierte die Filmproduktion, was dem jungen Kölner Schauspieler Carl de Vogt eine seiner ersten Filmrollen in Das Licht des Lebens bescherte.

Als die größte Kölner Produktions- und Vertriebsfirma, der Bioskop-Konzern, im November 1918 seine Geschäftsstelle nach Berlin verlegte, verlor Köln wieder seinen Rang als „Filmhandelsstadt des Westens".