Die Stadt erlebte Dreharbeiten, einen frühen Kinoboom und die erste Filmzensur
Modernes Theater
Weitere Namen
1912 als Modernes Theater eröffnet, ab 1934 Umbenennung in Gloria-Theater
Info
Altstadt-Nord
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Eröffnung: 31.10.1912
Schließung: 1934
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Emil Schilling (Besitzer vom Pariser Kinema) und Wilhelm Hünnes, eröffneten mit der Unterstützung des französischen Filmkonzerns „Léon Gaumont“ den ersten Kinoneubau der Stadt, das Moderne Theater und prägten so die Kölner Kinolandschaft der 1910er- Jahre.
Bei diesem neu errichteten Lichtspielhaus ist der Name Programm, was man nicht zuletzt an der pompösinszenierten Eröffnung feststellt. Der Auftritt der Filmikone Henny Porten war der Höhepunkt des Abends. Im Vorführsaal konnten die geladenen Gäste auf der Leinwand beobachten wie ihr Star mit dem Flugzeug aus Berlin eingeflogen wurde und anschließend mit dem Auto über die Breitestraße zum Kino fuhr bis sie schließlichnach Ende des Kurzfilms in persona die Bühne betrat. Nicht nur die Eröffnungsfeier deutete darauf dass hier etwas Neues entstand.
Am 1. September 1926 gab es eine weitere festliche Eröffnung: Nach siebenjähriger Beschlagnahmung durch das englische Militär war das Kino nach dem Abzug der Besatzungstruppen wieder seinen Besitzern Hünnes und Schilling übergeben worden, die es an die Phoebus-Film A.G. verkauften. Diese renovierten das Kino im Innern und statteten es mit einer über tausend Glühbirnen enthaltenen Lichtkuppel an der äußeren Fassade aus.
Im April 1932 heißt es in der Fachzeitschrift Der Kinematograph: „Hochhaus- und Modernes Theater, Köln, werden geschlossen (...). Die Emelka schließt ihr Nachaufführungstheater (Emelka-Hochhaus-Theater am Ring) am 31.März. Ebenso das Moderne Theater. Die Schauburg und das Capitol werden als Uraufführungstheater weitergeführt.“ Das Moderne Theater war allerdings lt. den Eintragungen im Reichs-Kino-Adressbuch noch zwei weitere Jahre in Betrieb.
1934 wird das Moderne Theater von den Brüdern Fritz und Franz Genandt übernommen und nach einer Renovierung unter dem neuen Namen Gloria-Theater fortgeführt. 1938 übernimmt die Ufa das Lichtspielhaus in Pacht und setzt es 1939 in technischer Hinsicht auf den modernsten Stand.
Architektur
Architekt Robert Perthel plante 1912 das Moderne Theater, den ersten Kinoneubau der Stadt. Das Lichtspielhaus war in Sachen Prunk, Größe und Ausstattung auf einem Niveau mit den großen Opern und Schauspielhäusern seiner Zeit.
Nach einer Renovierung im Jahre 1926 erhielt das Lichtspielhaus eine mit über tausend Glühbirnen beleuchtete Bronzekuppel am Haupteingang in der Breite Straße. Die offene Vorhalle war in amerikanischem Teakholz und mit großen Spiegeln verkleidet. Eine Brunnenanlage aus Marmor und zwei lebensgroße Statuen aus Theater und Musik waren Blickfänge in der Vorhalle. Der Theaterraum mit 900 Quadratmetern war als Kuppelbau konzipiert und fasste 1200 Besucher. Im Unterhaus fanden 800 Zuschauer Platz. Über zwei breite Treppen geriet man in das Obergeschoss mit 400 weiteren Plätzen, wovon 100 Logenplätze waren. Der Theaterraum war in „ Barockformen mit feinen Anklängen an das Moderne gehalten unter reicher Verwendung von Gold“. Für die Musik sorgte ein 20 Mann Orchester. Zu beiden Seiten der Bühne verschönerten zwei kolossale mit Lampen umrahmte Gemälde den Saal auf denen Arbeit und Kunst dargestellt wurde.
Das Kino hatte in der Presse eine positive Resonanz. So geizte der Reporter des Kölner Stadt-Anzeigers nicht mit Adjektiven wie „pompös“, „originell“, „prächtig“ und „vornehm“.
"Das Gloria-Theater (früher Modernes Theater) war lange Zeit von der englischen Besatzung beschlagnahmt und mußte nach Erwerb durch die Brüder Genandt einer gründlichen Renovierung unterzogen werden." (Film-Kurier 19.9.1935)
"In rastloser Tätigkeit haben Baumeister, Architekten, Ingenieure und Handwerker eine durchgreifende Umgestaltung des Lichtspielhauses Gloria-Breitestraße in Köln durchgeführt. Über 1100 prachtvolle, in weinrot gehaltene Plüschsessel und zum größten Teil Hochpolster-Klappsessel (...) wurden aufgestellt. Bequeme, mit rotem Stoff ausgeschlagene Logen wurden eingerichtet.- Kölner Fabrikanten lieferten die akustische Wandbespannung, lange und breite Läufer, den Logenausschlag und die schweren Vorhäge und Portieren.(...)" RWFZ vom 24.7.1937
Programm
"Das Kölner ´Gloria-Theater´ bringt seit einigen Tagen als Erstaufführung für Köln ´Episode´ mit Paula Wessely, der Besuch ist außerordentlich stark." (Film-Kurier 19.9.1935)
Kinobetreiber
Modernes Theater G.m.b.H., Cöln mit einem Stammkapital von 50.000 Mk.
Geschäftsführer sind Emil Schilling (auch Betreiber des Pariser Kinema) und Wilhelm Hünnes, lt. Gesellschaftsvertrag vom 20. Mai, 27.Juni 1912, in: Der Kinematograph Nr. 290, 17.7.1912).
Stiller Gesellschafter ist der französische Filmkonzern Leon Gaumont.
1926: Während der englischen Besatzungszeit wurde das Moderne Theater als Militär-Kino genutzt. Mit dem Abzug der Besatzungstruppen ging es in die Hände der ehemaligen Besitzer, Emil Schilling und Wilhelm Hünnes, zurück. Sie verkauften es an die Phöbusfilm A.G.
Im Januar 1934 übernehmen die Brüder Fritz und Franz Genandt aus Düsseldorf das Moderne Theater. (Film-Kurier 19.9.1935)
Am 2. April 1938 meldet die Rheinisch-Westfälische Filmzeitung, dass „die Ufa im Zuge ihrer Expansionsbestrebungen das Gloria-Theater in Köln, Breitestraße, in Pacht genommen“ hat. „Das bisher von Herrn Franz Genandt glänzend geleitete große Haus hatte in den letzten Jahren eine gründliche Renovierung erlebt und wurde mit gelegentlichen Erstaufführungen auf einen guten Stand gebracht. Vorerst wird das Gloria-Theater gleichzeitig mit dem Ufa-Palast von Herrn Tabertshofer bewirtschaftet.“
Säle
1
Sitzplätze
1132
Technik
1935: neue Tonfilmapparatur (Film-Kurier 19.9.1935)
1939: Zwei Ernemann-VII-B-Projektoren, ferner ein Spezial-Doppel-Dia-Projektor