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Elektronische Musik made in Köln

 
 

Mit der Gründung des Studios für elektronische Musik 1951, angesiedelt beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk (ab 1956 WDR) wurde Köln zu einem wichtigen Ort für die Entwicklung zeitgenössischer Musik. Erster Leiter des Studios war der Komponist Herbert Eimert. Er lud junge Komponisten ein, um dort zu experimenteren und ihre Vorstellungen von komponierter elektronischer Musik zu realisieren. Damit wurde Köln Anziehungspunkt für zahlreiche Komponisten  u.a. arbeiteten Karlheinz Stockhausen und Maurizio Kagel im Studio, die beide in späteren Jahren auch an der Hochschule für Musik und Tanz lehrten.

Das Instrumentale Theater von Mauricio Kagel

 

Der argentinische Komponist Mauricio Kagel kam 1957 nach Köln, um am Studio für Elektronische Musik des WDR zu arbeiten.  In seinen Kompositionen verband er Musik mit Gestik, Mimik und theatralischen Aktionden der Musiker. Nach der Komposition „Antithese - Spiel für einen Darsteller mit elektronischen und öffentlichen Klängen“, die 1963 am Kölner Schauspielhaus uraufgegführt wurde, entstand zwei Jahre später der Film „Antithese“ für den NDR. Es ist eine Ton-Bildcollage aus einem fantastischen Klang-und Geräuschlabor , in Bewegung gesetzt von einem Mann in weißem Laborkittel.

 

1966 folgt „Match für drei Spieler“ für den WDR. Im Zentrum zwei Cellisten und ein Schlagzeuger auf einer spärlich beleuchteten Bühne. Die Kamera fokussiert die sichtbaren Details – Hände, Bogen, den Schlegel des Schlagzeugers, Projektionen auf den Instrumenten und Gesichtern vervielfältigen die Bildebene.
Was improvisiert wirkt, ist von Kagel in seinne Partituren genau festgelegt.

Zum Beethoven-Jahr 1970 entsteht seine Hommage „Ludwig van“, ein 90-minütiger Film, der Beethoven in seine Heimatstadt Bonn zurückkehren lässt und sich ironisch mit dem Kult um den berühmten Komponisten beschäftigt. Mit subjektiver Kamera gedreht gelangt Beethoven bis zu seinem Geburtshaus, das zum Museum geworden ist. Für die Ausstattung des imaginäten Gebäudes gewann Kagel Künstler*innen der damaligen Kunstszene, u.a. Dieter Roth, Stefan Wewerka und Ursula Burghardt. 

Karlheinz Stockhausen

 

1963 übernahm Karlheinz Stockhausen die Leitung des Elektronischen Studios beim WDR. Bereits in den fünfziger Jahren hatte er in Paris Erfahrungen mit verschiedenen Aufnahmetechniken gemacht. In den ersten Jahren des Studios lud der erste Leiter, Herbert Eimert junge Komponisten ein, ihre Ideen dort umzusetzen und Stockhausen war schon früh bei akkustischen Experimenten und Entwicklungen dabei.
1970 ließ sich Stockhausen, wie auch Kagel, vom Beethoven-Jubiläum zu einer Komposition anregen. Daraus entstand der 50-minütige Film „Karlheinz Stockhausen - Opus 1970“ von Hans G. Helms. Der Schriftsteller und Komponist begleitete Stockhausen drei Monate lang bei der Entstehung des Werks. Die Kamera beobachtet ihn und seine Assistenten im Studio am Mischpult, man hört seine Kommentare und Arbeitsanweisungen und sieht wie das musikalische Werk entsteht.

Die Gruppe Can

 

Der Komponist, Keyboarder und Dirigent Irmin Schmidt hatte u.a. bei Karlheinz Stokhausen an der Kölner Musikhochschule studiert, ebenso wie der Bassist und Komponist Holger Czukay. Die beiden gründeten 1968 ein expermientelles Musikkollektiv, das kurz darauf den Namen Can annahm. Auf einen Musikstil wollten sie sich nicht festlegen lassen. Zusammen mit dem Schlagzeugeer Jaki Liebezeit und dem Gitarristen Michael Karoli bewegten sie sich zwischen elektonischer Musik, Free-Jazz, Rock-Elementen und Vokal-Improvisation.
Can zählte in den siebziger Jahren zu den innovativsten Gruppen und zur weltweit bekanntesten Kölner Band.
Neben Plattenaufnahmen und Live-Auftritten spielte Can auch zahlreiche Filmmusiken, komponiert von Irmin Schmidt ein, u.a. zu „Das Millionenspiel“ (1970), „Deadlock“ (1970) von Roland Klick, zur Durbridge-Krimiserei „Das Messer“ (1971) und zu „Alice in den Städten“(1974) von Wim Wenders.
Legendär ist ihr Gratis-Konzert in der Kölner Sporthalle 1972 vor 10.000 Zuschauer*innen, dokumentiert vom WDR.