Jazz, Klassik, Avantgarde, Kölsch-Rock, Hip-Hop, Punk, Weltmusik, Elektronik und Reggae – viele Gruppen und Musiker*innen haben Musikgeschichte mitgeschrieben.
Arsch huh – Zäng ussenander
Im Herbst 1992 beschlossen LSE-Musiker Rolf Lammers und Veranstalter Karl-Heinz Pütz – nach mehreren Morden an Ausländer*innen und Brandanschlägen auf Flüchtlingsheime – mit einem Konzert ein Zeichen zu setzen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus.
Am 9. November stand die gesamte kölsche Musikszene auf dem Kölner Chlodwigplatz auf der Bühne. Die Veranstaltung wurde vom WDR mitgeschnitten und später in der Reihe „Rocklife” unter dem Titel „Arsch huh - Zäng ussenander” ergänzt durch Interviews mit den beteiligten Musikern ausgestrahlt.
Die Anfang der 90er-Jahre gegründete Kölsch-Rockband „Brings“ spielte ihren Song „Ali”, Jürgen Zeltinger präsentierte zusammen mit der israelischen Sängerin Vered Harari das Stück „Candy” und der Straßenmusiker Klaus der Geiger trat zusammen mit den Karnevalisten Die Höhner auf.
Zeltinger erklärte später im Interview, nicht alle seine Fans hätten seine Teilnahme an dem Konzert gut gefunden. „Ich habe Anrufe von Leuten bekommen, die nicht verstanden haben, dass wir da mitmachen, wo wir doch so schön aggressive Musik spielen”. Zeltingers Antwort: „Seid ihr bescheuert im Kopf?”.
Auch die Afro-kölschen Rapper 4 Reeves, Viva La Diva, The Piano Has Been Drinking, Bläck Fööss, Rolly Brings, Willy Millowitsch und LSE wurden von den 100.000 Zuschauern gefeiert.
„Ich glaube nicht, dass Rockmusik die Welt besser macht", erklärte Arno Steffen. „Aber es ist eine positive Erfahrung für alle kölschen Musiker da mitzumachen. Schließlich ist Toleranz und Abneigung gegen Tyrannei kölsche Tradition”. Der Meinung war auch Rolli Brings, der die „Arsch Huh”-Initiative vor allem als „Karneval von unten” begriff, „wobei man den Herren und Versteckten die Maske vom Gesicht reißt”.
Zum Ende des Konzerts sangen alle zusammen „Arsch Huh - zäng ussenander”, ein Stück das die kölsche Musik-Familie auch auf Platte veröffentlichte und Wolfgang Niedecken erklärte, „das es hoffentlich nach der Veranstaltung hier noch Zivilcourage gibt, dann, wenn es im Alltag gefordert sei."
Arsch huh