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Stadtporträts

 
 

„In Köln fängt alles mit dem Dom an, nicht nur für die Fremden, die morgens aus den Hotels kommen oder steif gesessen aus ihren Bussen klettern. Auch für die Kölner selber ist der Dom identisch mit Heimatgefühl, ganz gleich, ob sie Katholiken, Protestanten oder Heiden sind, der Dom, das ist Köln.“ So beginnt das Stadtporträt „Köln am Rhein, du schönes Städtchen“ aus dem Jahre 1959, ein Beispiel für die Dokumentarfilme aus und über Köln, die in den fünfziger Jahren entstanden sind.

Kein anderes Motiv der Stadt wurde so häufig gefilmt wie der Dom. 1956 waren die Restaurierungsarbeiten so weit fortgeschritten, dass die Kathedrale erstmals wieder in ihrem ganzen Umfang genutzt werden konnte. Im Rahmen des 77. Deutschen Katholikentages wurden die Hauptportale dann feierlich geöffnet. 

Filme rund um den Dom entstanden fast schon in Serie: Zum 550. Todestag von Stefan Lochner, dessen Meisterwerk „Der Altar der Stadtpatrone“ im Kölner Dom zu sehen ist, erschien 1951 der Film „Stephan Lochner – Ein Maler zu Köln am Rhein“. Andere Filmtitel lauteten „Der Dom zu Köln“ (1954), „Die Türme einer Stadt“ (1955), „Köln – Symbol und Zeichen“ (zum Deutschen Katholikentag in Köln 1956), „Türme ragen in die Ewigkeit“ und „In deiner Hand – ein Bericht von Deutschlands Gegenwart“ (beide 1957). 

Alle diese Filme präsentieren Hintergründiges allenfalls zu architektonischen Besonderheiten des gotischen Bauwerks, der religiösen Bedeutung einzelner Kunstwerke des Domschatzes oder zur Funktion christlicher „Wertvorstellungen“ in der Nachkriegszeit. Eine kritische Reflexion zur Rolle der Kirche vom Mittelalter bis zum Faschismus sucht man in Filmen der fünfziger Jahre vergeblich.

Der kulturellen Bedeutung der Stadt widmeten sich in ähnlicher Weise zahlreiche Filme wie „Köln – Ein kulturgeschichtlicher Rückblick über zwei Jahrtausende“ (1950), „Einer von vielen – Der Rhein im Morgendunst“ (1955) und „Das römische Köln“ (1955). Wie schon in der Vorkriegszeit dienten dokumentarische Aufnahmen zumeist dazu, die offizielle Geschichtsschreibung zu illustrieren oder die touristische Vermarktung der Stadt zu fördern.

Bundesgartenschau und Fronleichnamsprozession als Motive

 

Aufnahmen von Amateur- und Industriefilmern wie Peter Fischer, Hermann Kahlo und Willy Krakau haben dagegen unter lokal-historischen Aspekten einen hohen Wert. Sie dokumentieren – meist ohne Ton – stadtgeschichtliche Ereignisse wie den Wieder- und Neuaufbau von Brücken, Ringen und Straßen, von Oper und Schauspielhaus. Der neuangelegte Rheinpark zur Bundesgartenschau ist ebenso dokumentiert wie die Fronleichnamsprozession und der Karneval in Köln. Fremd und doch vertraut wirkt der Domvorplatz in den Aufnahmen von Hermann Krakau, in denen die Straßenbahn in Richtung Hauptbahnhof noch ebenerdig in einem großen Bogen am Dom vorbeifährt. Das nächtliche Köln mit beschaulichem Verkehr am Ring, den Reklametafeln und beleuchteten Schaufenstern hat im Film seinen eigenen Reiz.

Neben stadthistorischen Filmen entstanden auch zahlreiche Industriefilme über Kölner Wirtschaftsunternehmen, die zumeist von den Firmen selbst in Auftrag gegeben wurden wie „Felten und Guilleaume. Werksansicht vom Gasgenerator aufgenommen“ (1955), „4711 Werk Köln-Ehrenfeld“ (1961) oder „Treffpunkt Europa – Deutz Schlepper im Zeichen der EWG“ (1961). 

Zeitgebunden: Würdenträger und Gebäude repräsentieren die Stadt

 

Kritische, oder auch unter filmischen Aspekten innovative Filme hat es damals kaum gegeben. In den Dokumentarfilmen der fünfziger Jahre wurden Gebäude, Straßen und Menschen in Total- und Panoramaaufnahmen eingefangen. Einzelne Bürger und soziale Gruppen waren (noch) nicht im Blickpunkt der Kamera, allenfalls agierten kirchliche und weltliche Würdenträger als Autoritäten und Repräsentanten der Stadt.

Erste experimentelle Ansätze entwickelten sich vor allem im Bereich von Musik und bildender Kunst. Der Kölner Filmemacher Wolfgang Ramsbott arbeitete seit 1956 mit dem in Paris lebenden deutschen Künstler Harry Kramer zusammen und führte in kurzen Schwarz-Weiß-Filmen dessen Skulpturen als „Mechanisches Theater“ vor.

So entstand beispielsweise der Film „Defense 5824“ (1957) mit Musik von Cornelius Cardew. Harry Kramer lebte zeitweise im Atelier von Ramsbott in der Richard-Wagner-Straße, wo ein Teil der Schwarzweiß-Filme gedreht wurden. Die Kramerschen Skulpturen waren wie „embroyoartige mobile Plastiken, durch Elektromotoren angetriebene Maschinen und Räderfiguren, seit 1961 anthropomorphe Gebilde aus biegsamem Draht“. Ramsbotts Filmstudien setzen diese in bedrohliche absurde Bewegungen um.“ Neben den Kramerschen Räderwerken dokumentierte Wolfgang Ramsbott auch Proben der „Originale“-Kompositionen von Karlheinz Stockhausen. Aus beiden Kurzfilmen wurden bei den „Originale“-Aufführungen vom 26.10.-6.11.1961 im Theater am Dom Ausschnitte gezeigt.