Die populäre Radio-Quizsendung des Nordwestdeutschen Rundfunks „Das ideale Brautpaar“ mit dem damals beliebten Moderator Jacques Kölnigstein gab den Anstoß zu diesem Film.
Gerade ist eine Sendung...
Ein Sprecher aus dem Off - mit unverkennbar rheinischem Tonfall - führt wie ein Reiseleiter durch das Köln der fünfziger Jahre. Doch die üblichen Klischeebilder werden hier durch die Art der Kameraführung und die Musik von Werner Haentjes ironisch gebrochen. Auf dem Vorplatz des Kölner Doms, wo morgens die ersten Touristen aus ihren Bussen steigen, beginnt der Rundgang mit der Kamera. Neben der Domlotterie sind dort die vergeblichen Versuche japanischer Touristen zu beobachten, den Dom in seiner ganzen Größe auf einem Foto festzuhalten. Vom Café Reichard über den Wallrafplatz geht es über die Hohe Straße und Schildergasse bis zu Neumarkt und Heumarkt, wo "zwischen 17 und 19 Uhr ein kolossaler Verkehr" herrscht.
Der Rudolfplatz ist laut Kommentator der "Exerzierplatz und das Renommierstück des modernen Verkehrs, hier beginnt mit dem Ring eine neue Welt." Dabei zoomt die Kamera auf die architektonischen Zeugen der modernen Zeit, die Bürobauten von Versicherungen, zu denen kritisch angemerkt wird: "Paläste wäre nicht richtig, vielleicht ließe sich aus "Palazzo und Assekuranz" das Wort "Assekurazzo" bilden. Ein Bau sticht besonders hervor, das Hochhaus des Gerling Konzerns. Diese Gebäude wurden 1956 – nicht 1935 – errichtet. Sie sind also selbst in diesem Genre unmodern. Ein Hinweis, der dem Betrachter die geistige Orientierung erleichtern mag".
Den "Betrachter" verweist Regisseur Neumann auch mit filmischen Mitteln auf die erschreckende historische Kontinuität, die in dem von dem Nazi-Architekten Arno Breker entworfenen Gerling-Bau sichtbar wird. Den "Ehrenhof" zwischen den wuchtigen Bauten des Versicherungskonzerns zeigt er in Riefenstahl-Manier, von unten aufgenommen, wodurch er noch pompöser wirkt. Dazu ertönt kurz Musik, die aus einem "Kulturfilm" der Nazis stammen könnte. Der Streifzug durch die Stadt führt weiter zum Weinhaus Denant, wo sich Kölns "Vertreter der zeitgenössischen Kunst" beim Wein treffen, zur kölschen Wirtschaft "Früh", wo das Wirtspaar im Glasverschlag die Gäste begrüßt, und endet beim Kirmesumzug im Vringsveedel. Regisseur Martin Neumann zählt zu den Dokumentaristen des noch jungen Fernsehsenders, dessen Beiträge eine unverkennbar persönliche Handschrift zeigen.
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