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Werbefilme aus Köln

 
 

Mit der wachsenden Kaufkraft expandierte in der Nachkriegszeit auch die Werbebranche. In ihren Reklamefilmen setzte sie auf den Nachholbedarf der Kriegsgeneration und den aufblühenden Konsumrausch im „Wirtschaftswunderland“.

Allen voran warb die traditionsreiche Parfümfabrik Mülhens mit Kölner Motiven wie dem Dom, dem „Haus der Zahl“ oder dem „Funkemarieche“. „4711“ und Köln schienen aufs Engste miteinander verknüpft.

Kölnisch Wasser – ein Markenzeichen

 

Zur besten Sendezeit, fünf Minuten vor den 20 Uhr-Nachrichten, trafen sich in der „4711“-Werbung im Fernsehen bekannte Schauspieler auf einer Parkbank im Kölner Rheinpark, den Dom eindrucksvoll im Hintergrund. Die einzelnen Folgen der „Parkbank“-Serie waren auf das „Image“ der mitwirkenden Künstler zugeschnitten: Die Kabarettisten Ursula Herking und Ernst H. Hilbich von der Münchner Lach- und Schießgesellschaft philosophierten über die moderne Erziehung, die Schlagersängerin und Schauspielerin Conny Froboess wünschte singend „Schicke, schicke Schuh’“, während die ehemalige Kölner Studentin und im Jahre 1956 zur „Miss World“ gekürte Petra Schürmann empfahl, beim Gebrauch von 4711 – Echt Kölnisch Wasser bloß nicht zu knausern: „Reichlich Taschentuch benetzen, und vor allem Schläfen und Handgelenke anfeuchten, erst tief einatmen, dann ausatmen und schon ist alle Müdigkeit verflogen.“

Für ihre Werbefilme arbeitete die Firma Mülhens ebenso wie die traditionsreiche Kölner Schokoladenfabrik Stollwerck und die älteste Kölnisch Wasser Fabrik von „Johann Maria Farina gegenüber dem Jülich Platz“ mit bekannten Werbefilmern zusammen: dem Münchner Werner Kruse und dem Berliner Hans Fischerkoesen, die bereits in der Vorkriegszeit mit einfachen, witzigen Strichzeichnungen ihre filmgestalterischen und tricktechnischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt hatten.

 

Die fünf-minütigen Parkbank-Werbespots erzählten kleine Alltagsgeschichten mit Humor und Happy End und schlossen mit den immer gleichen Worten: „Und nun auf Wiedersehen – aber am nächsten Samstag sind Sie und ich und 4711 immer dabei.“

Mit ihrer „Historischen Reihe“ (ab 1960) ging die Kölner Parfümfirma „4711“ sogar in die Geschichte des Werbefernsehens ein: Der Werbespot „Reiter in der Glockengasse“ war der erste farbige Werbefilm, den das ZDF am 29.8.1967 in seinem Werbeprogramm ausstrahlte. Als Ansagerin Karin von Faber die Premiere ankündigte, saß sie vor einem Bild mit Rheinpanorama und Kölner Dom, vor ihr eine Flasche „4711 – Echt Kölnisch Wasser“. Die Zuschauer erfuhren in Spielszenen, wie aus einer schlichten napoleonischen Hausnummer das weltbekannte Zeichen für “4711 Echt Kölnisch Wasser“ wurde.

Die Zeit der fünf-minütigen Werbespots war nun vorbei. Werbung wurde teurer und in Sekunden bemessen: waren es zunächst noch 60 Sekunden, sind es bald nur noch 30 und 20-sekündige Beiträge.

Die „Historische Serie“ aus den Jahren 1960 und 1961 bezog sich nicht nur in der Wahl ihrer Motive auf Köln. Auch bei der Produktion waren Kölner Werbefilmer wie Kurt Pit Müller und der Musiker Dr. Gerhard Jussenhoven dabei. Zwei Jahre nach dem Werbespot „Haus der Zahl“, zu dem Dr. Gerhard Jussenhoven die Musik geschrieben hat, wurde seine musikalische Komödie „Eau de Cologne“ in Köln uraufgeführt (1963).

Als Kölner Original wurde auch Willy Millowitsch bald von der Werbebranche entdeckt. Gemeinsam mit Sohn Peter pries er den Genuss von „Botteram“-Margarine – noch in Schwarz-Weiß, aber schon im Fernsehen.

Mehr als ein Werbespot: der Ford Taunus im Film

 

Auch andere Kölner Firmen warben mit ihren Produkten bald wieder auf der Leinwand: In „Ein Besuch bei Ford in Köln. An der Wiege des Ford-Taunus 12 M“ (1953) luden die Ford-Werke interessierte Käufer nach Köln ein, um die Produktion des ersten „Weltkugel-Ford“ vorzustellen. Der Film beginnt mit dem beliebten Motiv der Zugfahrt. Ein Chauffeur wartet bereits vor dem Hauptbahnhof auf die Gäste, die im nagelneuen Ford-Taunus durch die belebten Kölner Straßen zu den Fordwerken gefahren werden. Dem Gewirr von Menschen, Maschinen und Werkstücken in den Ford-Hallen stellt der Werbefilm die „Vollkommenheit moderner technischer Planung“ gegenüber. „Überall konzentrierte, ruhige Gesichter, überlegte Bewegungen, prüfende Blicke, acht Stunden am Tag, fünf Tage in der Woche“ weiß der Kommentator zu berichten. Lange Passagen werden mit orchestraler Musik unterlegt, die eine durchgehende Rhythmisierung erlaubt. Die Besucher im Film sind von der Präsentation des neuen Ford so überzeugt, dass sie das Werksgelände mit einem neuen schicken Cabrio verlassen.