Das Geschäft mit dem Film wuchs. Der Kölner Firma Epkens produzierte und drehte Werbung und Wochenschauen.
Die Firma Epkens
Die Familie Epkens zählt zu den wenigen Filmdynastien in Köln. Schon der Fotograf Jean Epkens hatte 1907 erkannt, dass das neue Medium Film einer speziellen Pflege bedurfte und eröffnete auf dem Eigelstein 66 die „Rheinische Filmklinik“. Dort behandelte er verkratzte und „regnende“ Filmstreifen und bot später auch deren Kolorierung an. Ausgerechnet seine „Filmklinik“ wurde dann Opfer des einsetzenden Kinobooms in der Stadt und musste 1911 dem dort errichteten Luna-Kinema weichen.
Seine Neffen Edmund und Ludwig Epkens führten später die berufliche Beschäftigung mit Film jedoch weiter: Ludwig Epkens als Geschäftsführer eines Kopierwerkes, Edmund Epkens als Kameramann, Inhaber eines Filmfachbetriebs und Kinobesitzer.
Edmund Epkens (geb. 1900) absolvierte von 1914 bis 1917 seine Lehre bei Carl Krudewig, einem Operateur des „Pathé Journals“. Die Ausbildung umfasste das „gesamte Fachgebiet der Kinematographie, von der Aufnahme bis zur Projektion".
Mit 17 Jahren wird Edmund Epkens dann von Emil Schilling, dem Besitzer des Modernen Theaters, als Kinovorführer engagiert, da einige seiner Angestellten als Soldaten in den Krieg eingezogen worden waren. Da Schilling auch als Produzent tätig war, konnte Edmund seine ersten Reportagen drehen: u.a. den Besuch der Kaiserin Auguste Viktoria in Köln, die 1918 im Volksgartenrestaurant, das zwischenzeitlich zum Kriegslazarett umfunktioniert worden war, Blumen an verwundete Soldaten verteilte.
Als er 1919 im Alter von kaum zwanzig Jahren mit anderen Filmenthusiasten die Firma „Cyklop Film“ gründet, ist Edmund Epkens trotz seines jugendlichen Alters also kein Unbekannter in der Kölner Filmszene. Die „Cyklop Film“ realisiert in dichter Folge ein halbes Dutzend Spielfilme. Sie tragen Titel wie „Der kranke Künstler“, „O, du mein Köln!“, „Die Wohnungsnot“, „Das Weib des Overstolzen“, „Der Onkel vom Lande“ und „Ihr letzter Fall“. Nach allem, was sich darüber noch finden lässt, handelte es sich um unterhaltsame Streifen mit Kölner Darstellern, u.a. mit Schauspielern des Millowitsch-Theaters wie Cordy Millowitsch, die zwar im Rheinland recht populär waren, aber darüber hinaus keine tieferen Spuren in der Filmgeschichte hinterlassen haben.
Bereits ein Jahr später verließ Edmund Epkens die Firma, um als freischaffender Kameramann und Filmreporter für die Wochenschauen der Firmen „Gaumont“, „Pathé“, „Emelka“, „Trianon Phoebus“ und „Opel“ zu arbeiten. Nebenbei dreht er auch aktuelle lokale Ereignisse für eine „Kölner Woche“, die speziell auf hiesige Kinobesitzer zugeschnitten war und oft als Zugnummer in der Programmgestaltung eingesetzt wurde.
Die Firmen der Brüder Epkens
1919 gründen Edmund, Ludwig (geb. 1896) und Friedrich (geb. 1902) Epkens in Rodenkirchen, Weisser Str. 16 die Firma „Rheinische Filmwerke“. Die Firma bietet „Kine-Aufnahmen für Handel, Gewerbe, Industrie, Verkehr und Sport“ sowie Kino-Maschinen und das Kopieren von Filmen. Es entstehen Industrie-, Werbe- und Lehrfilme.
Die Firma der Gebrüder Epkens läuft einige Jahre gut. Es besteht Bedarf an Kopierwerken für das neue Medium, kleine und große Firmen entdecken den Film für ihre Zwecke, als Industrie- und Werbefilm.
Doch spätestens Anfang der 30er-Jahre entzweien sich die Brüder, der Streit eskaliert. In der Filmbranche wurden sie damals als die „feindlichen Brüder“ bezeichnet, so der Kameramann Eugen de la Motte, der bei Edmund Epkens als Assistent angefangen hatte. Seit ca. 1935 existiert die „Friedrich & Ludwig Epkens Gesellschaft für Film und Filmbedarf“ mit Sitz am Marienplatz. Ludwig Epkens hatte schon als Jugendlicher Fotoapparate gebaut und entwickelte später ein eigenes Kopierverfahren für Filme.
Der Mann für aktuelle Aufnahmen
Zu den Aufträgen des Kameramanns Edmund Epkens für Industrie- und Werbefilme gehörte auch „Werdet Rundfunkhörer!“. Die „Westdeutsche Rundfunk AG“ (WERAG) gibt den Film in Auftrag als der Sender 1926 von Münster nach Köln übersiedelt. Epkens begleitet dafür einen Wagen der WERAG, der mit den neuesten „Übertragungsapparaten“ eine Werbetour durch das Sendegebiet unternahm, mit seiner Kamera („Achtung, Achtung, die Rundfunkwerbewagen kommen!“) und setzt erklärende Trickaufnahmen in den Film ein.
Im Jahre 1928 dreht Edmund Epkens auf der PRESSA. Für diese „Weltfachausstellung“ von Presseerzeugnissen wurde auf dem Messegelände in Deutz ein „88 Meter hoher Pressa-Turm“ gebaut. Das internationale Großereignis lockt in der Zeit von Mai bis Oktober fünf Millionen Besucher nach Köln.
Wichtiger Arbeitsbereich des Kameramannes Edmund Epkens bleiben weiterhin die aktuellen Aufnahmen für Wochenschauen. Als Wochenschaureporter ist er ab 1933 bei zahlreichen Aufmärschen und Veranstaltungen des NS-Regimes als Kameramann dabei. 1936 engagiert ihn Leni Riefenstahl als einen von 70 Kameramännern für ihren Olympia-Film (1936), für eine Tagesgage von 150 Mark, wie er sich erinnert (KStA 9.9.1964). Er tritt laut Aussage seines Sohnes Karlheinz nie der NSDAP bei. Ab ca. 1937 wird er allerdings, wie alle Filmschaffende ab 1933, Mitglied in der Reichsfilmkammer.
Im Krieg wird Edmund Epkens einer Propaganda-Kompanie zugeteilt, als Kameramann dreht er Armeeeinsätze in Italien, Stalingrad und Marseille. Bei der Luftwaffe dokumentiert er Luftangriffe auf London.
Ein Name, zwei Firmen
Bereits 1946 hatte Edmund Epkens die vorläufige Erlaubnis zur Wiederaufnahme seines Betriebes in Rodenkirchen erhalten und auch wieder als Kameramann gearbeitet, u.a. in Gelsenkirchen für die „Schweizer Spende“ (eine öffentliche Sammlung der Schweizer Bevölkerung), für die Firma Ford und die Stadt Köln.
Der Streit zwischen den beiden Firmeninhabern Edmund und Ludwig Epkens dauert auch während des zweiten Weltkriegs an und führt nach 1945 zu juristischen Auseinandersetzungen Aussagen über das Ausmaß an Zerstörung der Firma in Rodenkirchen sind z.B. widersprüchlich. Während Ludwig Epkens vom zerstörten Betrieb sprach, erinnert sich Karlheinz Epkens (der Sohn von Edmund Epkens) daran, dass nur zwei Garagen durch Bomben zerstört gewesen seien, das Haus und alle anderen Gebäudeteile der Firma jedoch unversehrt geblieben waren.
Die Gesellschaft für Filmbedarf von Ludwig Epkens
Auch Ludwig Epkens erhält zum 1. Januar 1947 wieder eine Betriebsgenehmigung u.a. für Filmreinigung, Filmpflege, Filmkopierung und Herstellung von Filmen jeder Art. Es werden 14 Beschäftigte und zwei Lehrlinge gemeldet mit der wöchentlichen Arbeitszeit von 48 Stunden.
Um 1949 zieht Ludwig Epkens nach Süddeutschland und baut in der Nähe von Baden-Baden ein Kopierwerk auf. Gleichzeitig existiert in Köln die „Epkens Gesellschaft für Film und Filmbedarf“ von Ludwig und Friedrich Epkens weiter. Sie wird nach dem Tod von Friedrich 1954 von Ludwig als alleinigem Inhaber fortgeführt. Der Filmkopierbetrieb befindet sich auf einem inzwischen erworbenen Grundstück in Köln Mülheim. Seit 1959 exitistiert die Firma Friedrich & Ludwig Epkens in Köln Mülheim nicht mehr.
Der Kameramann wird Kinobesitzer
Nachdem er noch einige Aufträge als Kameramann realisiert hatte, wendet sich Edmund Epkens ab 1950 dem Kinogeschäft zu: er kauft ein Gebäude in Bonn-Mehlem, einen ehemaligen Tanzsaal und eröffnet am 2.11.1950 das „Meli“, die Mehlemer Lichtspiele. Als Eröffnungsfilm läuft „Nachtwache“ mit Luise Ulrich und René Deltgen. In Bonn Duisdorf erwirbt er ein zweites Kino, die Lichtburg. Grundstück und Gebäude der Firma Edmund Epkens in Köln Rodenkirchen verkauft Edmund 1952.
1958 steigt er auch in Köln ins Kinogeschäft ein: er übernimmt das WoLi Kino am Ebertplatz, das nun als Bambi am Ring firmiert. Sein Sohn Wolfdieter wird Theaterleiter. Später übernimmt er auch das Eldorado Kino, zwei Häuser weiter (heute Metropolis) und baut dort einen zweiten Saal ein.
Edmund Epkens ist 1974 in Köln gestorben.