Sanders-Brahms, Helma
Helma Sanders-Brahms (geb. am 20. November 1940 in Emden, gestorben 27.5.2015) beginnt nach dem Abitur 1960 eine Ausbildung an der Schauspielschule in Hannover. Von 1962-1965 studiert sie Germanistik, Anglistik und Pädagogik in Köln und arbeitet anschließend (1965-1973) als Fernsehansagerin für den WDR. Hospitanzen bei den Regisseuren Sergio Corbucci und Pier Paolo Pasolini bestärken sie darin, selbst Filme zu machen. Ihr Debütfilm ist die Dokumentation "Angelika Urban, Verkäuferin, verlobt", den sie 1970 in Köln dreht. Als der WDR, der zunächst an dem Filmprojekt interessiert ist, den Film ablehnt, wird er bei den Westdeutschen Kurzfilmtagen in Oberhausen gezeigt - und mit zwei Preisen ausgezeichnet.
Für das Fernsehspiel des ZDF realisiert Helma Sanders-Brahms 1971 ihren ersten Spielfilm mit dem Titel "Gewalt". In den siebziger Jahren dreht sie zahlreiche Dokumentar- und Spielfilme in Köln, kritische und politische Filme über die Arbeitswelt, über Migration, die Situation von Frauen und über den Kölner Karneval (Vringsveedeler Triptychon, 1979-1981). Sie brachte mit ihren Filmen Facetten des (Arbeits-) Lebens in Köln auf die Kinoleinwände und ins Fernsehen, die bis dahin kaum zu sehen waren. Einer der wichtigsten und thematisch innovativsten Filme, die sie in den siebziger Jahren in Köln drehte, trägt den Titel "Shirins Hochzeit" (1976) - einer der ersten Spielfilme über das Schicksal einer Migrantin in Deutschland. Ähnlich wie in "Shirins Hochzeit" sucht sie in Filmen wie "Deutschland, bleiche Mutter" (1980) und "Flügel und Fesseln" (1984) ihre individuelle Sichtweise sowie die ihrer Protagonisten mit einzubeziehen und sie mit der jeweiligen gesellschaftlichen Situation in Beziehung zu setzen.
Ihr vorerst letzter Spielfilm "Geliebte Clara", über die Dreieckbeziehung von Clara Schumann, Robert Schumann und Johannes Brahms, startete 2008 in den Kinos.