Union-Theater
Weitere Namen
1910 als Union-Theater (U.T.) eröffnet, 1927 Passage-Theater, 1932 Kino für Jedermann 12, 1954 Passage, kurzzeitig Film Casino, dann Kinocenter Hohe Straße, zuletzt Ufa-Passage
Passage-Theater
Film Casino
Ufa-Passage
Kino für Jedermann 12
Info
Altstadt-Nord
Kino im Stadtplan anzeigen
Eröffnung: 25.08.1906
Schließung: 1927
Am 25. August 1906 kündigte eine Anzeige im Stadt-Anzeiger die Eröffnung eines Kinematographen-Theaters auf der Hohe Straße 23-25 mit 13 Filmen im Programm an, darunter die "Olympischen Spiele in Athen 1906 (einzige Aufnahme für Deutschland, engagiert durch uns)". Täglich fanden ab 14 Uhr Vorstellungen mit Orchester-Begleitung statt. Das Kino warb mit dem Zusatz "vornehm eingerichtetes Theater. Bequeme Sitzplätze. Gute Ventilation" sowie dem Slogan "Lieblingsaufenthalt besserer Kölner Familien". Entsprechend hoch waren die Eintrittspreise: der erste Platz kostete 90 Pfenning, Kinder zahlten 55 Pfennig.
Bereits wenige Monate nach der Eröffnung teilte die Direktion mit: "Seit Bestehen unseres Theaters hat sich der Besuch von Tag zu Tag gehoben, so daß die Räumlichkeiten den Anforderungen bei weitem nicht mehr genügten. Wir haben uns daher veranlaßt gesehen, im 1. Stock des von uns gemieteten Hauses Hohe Strasse 23-25, am Bismarck-Denkmal ein zweites Theater einzurichten, welches wir in einigen Tagen eröffnen werden." (Stadt-Anzeiger, 20.12.1906). Die Eröffnung des zweiten Theaters im gleichen Haus fand am 23.12.1906 statt.
Im September 1906 fand eine Umbenennung in Union-Theater statt. Einen Monat später verkündete eine großformatige Anzeige, "die festgestellte ungeheure Besucherzahl im letzten Jahr von 1 Million 512450 Personen." (Stadt-Anzeiger vom 29.10.1907)
Im Februar 1910 richtete die Gesellschaft in der Hohe Straße 132, wo sie bisher nur ihre Büros hatte, ein neues 500-Platz-Kino ein, das nun den Namen U.T. weiterführte, während das Kinematographentheater im Haus Nummer 23-25 fortan unter dem Namen Bismarck-Theater geführt wurde.
Am 22.1.1919 teilte die Theaterleitung im Stadt-Anzeiger mit, dass das Kino fortan montags, mittwochs und freitags nur für Militärangehörige spielen dürfe.
1933 wechselten erneut Name und Besitzer. Statt der Passage GmbH führte nun Elke Virnich das Kino unter dem neuen Namen Passage-Theater (Tageskino). Es ist nicht bekannt, ob jüdische Besitzer das Kino zuvor innehatten. Als Ufa-Passage wurde das Kino am 2.8.2000 endgültig geschlossen.
Architektur
Von 1906 bis 1909 hatte das Union-Theater seinen Sitz auf der Hohe Straße Nr. 23-25 (am Bismarck-Denkmal, nahe der Hohe Pforte). Am 26. Februar 1910 kündigte eine Anzeige im Stadt-Anzeiger an, dass das Kino auf der Hohe Straße 132 (gegenüber der Passage) neu eröffnet wird. Dazu hieß es: "Ein Monumentalwerk ist in aller Stille und mit einer Schnelligkeit, die in ihrer Art einzig dasteht, von ausschließlich Kölner Firmen und Geschäftsleuten geschaffen worden, ausgestattet mit jedem erdenklichen Komfort und den vollkommensten technischen Neuerungen, bestimmt, der kinematographischen Kunst eine der Metropole des Rheinlands und unserer in der Lichtbildkunst führenden Sonderstellung würdige Heimstätte zu bieten: Ein herrliches Theater, die Zierde der Hohen Straße, durch seine grandiose Außen- und Innen-Architektur ein Prachtbau, der hinter den kostbarsten des In- und Auslandes nicht zurücksteht." (Stadt-Anzeiger vom 26.2.1910, Morgen-Ausgabe).
Programm
Bei seiner Eröffnung im Jahre 1906 zeichnete sich das Kinematographen-Theater durch ein aktuelles, international ausgerichtetes Filmprogramm aus. Dies verdankte es seiner Muttergesellschaft, die die Keimzelle des größten deutschen Filmkonzerns vor der Gründung der Ufa wurde, der PAGU. Das Programm bestand aus einem Genre-Mix: Aufnahmen des Deutschen Kaisers und der Düsseldorfer Husaren in Krefeld, der Prinz of Wales in Indien, die Olympischen Spiele in Athen 1906, der Russisch-japanische Krieg, ein Grubenunglück in Courrières, der Stapellauf des Dampfers Schlesien, ein Automobilrennen und humoristische Aufnahmen. Ab dem Jahre 1907 wurden auch spezielle Kindertage "bei halbem Preis" angeboten. (Stadt-Anzeiger 2.3.1907)
Im März 1907 verkündete die Theaterleitung: "4463 Personen besuchten am verflossenen Sonntag unsere Theater. Es ist dies die höchste Ziffer, welche wir bisher erreichten. Dieser Erfolg bestärkt uns, das farbenprächtige Bild "Die Leidensgeschichte Christi" noch einige Zeit auf dem Repertoire zu lassen..." (Stadt-Anzeiger 6.3.1907)
Am 28.12.1906 waren auch Kölner Aufnahmen im Programm: Die Hohe Straße in Köln. Die Schiffbrücke in Köln.
Am 1. Oktober 1907 kündigte eine Anzeige im KStA das neue Programm an:
1. Casablanca, 2. Teil. Gefangennahme eines Paschas. Aktuell.
2. Geheimnisvolle Illusionen. Kolorierte Verwandlungsszenen.
3. Exzellenz kommt! Humoristisch.
4. Die Flucht aus dem Serail. Tragikomisch.
5. Ein findiger Schutzmann. Humoristisch.
6. Im Reiche der Tiere. Sensationell! Naturaufnahme.
7. Armes Schweinchen. Humoristisch.
8. Erste Ausfahrt des Lloyd-Schnelldampfers "Kronprinzession Cecilie" von Hamburg nach New York.
Das Union-Theater bot auch "Kindertage" mit besonderen Werbemaßnahmen an: Jedes Kind erhält ein Täfelchen Stollwerck-Schokolade. (Stadt-Anzeiger vom 8.10.1907).
Im Jahre 1908 wurden Tonbilder gezeigt, beispielsweise "Oh großer Kaiser", eine vom Ensemble der Mailänder-Scala gesungene Opernarie aus Verdis "Ernani".
Im Programmheft für die Zeit vom 17.-19.9.1910 sind folgende Titel mit Kommentaren angekündigt, dazu der Hinweis: Jeden Dienstag und Samstag vollständiger Programmwechsel:
1. Die Tochter des Feuerwehrkommandanten, amerikanisches Sensationsdrama
2. Wasserfälle in Tirol, Landschaftsbilder
3. Der gut aufgenommene Dieb, kom. Trickfilm
4. Athalia, nach der Tragödie von Jean Racine, inszeniert und bearbeitet von Michel Carré
5. S.M. der Kaiser im Kaisermanöver 1910, Originalaufnahme
6. Hier ist ein Fenster zu vermieten, Schwank
7. Der kleine Korbflechter, Drama
8. Uniontheater-Woche, optische Berichterstattung
9. Mister Hawkins und seine dressierten hunde, Variété-Szene
10. Bilder von der Insel Majorca, Naturaufnahme
Kinobetreiber
1906: Allgemeine Kinematographen-Theatergesellschaft m.b.H., Frankfurt a.M. (Stadt-Anzeiger vom 27.8.1906). Die Betreibergesellschaft nannte sich 1909 in Projektions-AG „Union“ (PAGU) um. Sie war bald eines der führenden Unternehmen der deutschen Filmindustrie.
1907/8: "Cöln. Allgemeine Kinematographen-Theater-Gesellschaft, Union-Theater für lebende und Tonbilder, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Frankfurt a. Main mit Zweigniederlassung in Cöln, mit dem Zusatze ´Zweigniederlassung Cöln´. Gegenstand des Unternehmens ist die Errichtung von Kinematographentheatern in Deutschland und im Auslande (mit Ausnahme von Frankfurt Main) sowie alle mit dem vorbezeichneten Gegenstande mittelbar oder unmittelbar in Verbindung stehenden Geschäfte. Stammkapital: 80.000 Mk. Geschäftsführer: Robert Dörner, Kaufmann, Frankfurt am Main." (Der Kinematograph vom 11.12.1907)
1910: Direktor Willy Cremer (erster Eintrag in Greven´s Adressbuch 1910)
1918: A. Kaemmerling (lt. Reichs-Kino-Adressbuch)
1925 und 1926: F. Billstein, Godesberg; Kämmerling, Bismarckstr. 34; Schmitt, Schildergasse 82 (lt. Reichs-Kino-Adressbuch)
1927: Virnich, Köln (lt. Anzeige in "Der Kinematograph Nr. 1047, 1927: Kino, Köln, Hohestraße 132 bisher Union-Theater per 1.April 1927 mit vollständiger Einrichtung zu verpachten. Schriftliche Anfragen an Virnich, Köln, Hohestraße 133)
1928: neuer Name und Besitzer - Passage-Theater, Inhaber: König (Reichs-Kino-Adressbuch)
1931: Passage-Theater GmbH (Reichs-Kino-Adressbuch)
1933: Else Virnich, Köln-Riehl, Xantener Str.; es ist nicht bekannt, ob jüdische Besitzer zuvor das Kino innehatten. (Reichs-Kino-Adressbuch)
1937-1938: Maria Berger, Köln-Riehl, Xantener Str. (Reichs-Kino-Adressbuch)
1939 bis zu der letzten Ausgabe des Reichs-Kino-Adressbuch 1942: Wilhelm Rakebrandt, Lindenthal, Franzstr. 9
Sitzplätze
1918: 400
1925: 500
1933: 400
1942: 396 (alle Angaben lt. Reichs-Kino-Adressbuch)
Technik
1906: Kinematograph