Schilling, Regina
Der Essayfilm von Regina Schilling besteht ausschließlich aus Archivmaterial und erzählt mit autobiografischen Elementen bundesdeutsche Nachkriegs- und Fernsehgeschichte.
Anhand von historischen Fernsehshowausschnitten, Interviews, privatem Super-8-Material, Dokumenten und Fotos rückt sie vier Biografien ins Zentrum: die ihres Vaters, eines Drogisten in Köln sowie die der drei Schowmaster Hans-Joachim Kulenkampff, Hans Rosenthal und Peter Alexander - allgemein bekannte Stars des Unterhaltungsfernsehen der Bundesrepublik.
„Das Fernsehen in den 60ern und 70er Jahren der Bundesrepublik – goldene Zeiten, Einschaltquoten von 80 Prozent. Die Familie saß am Samstag abend im Wohnzimmer, die Kinder frisch gebadet im Schlafanzug auf dem Wohnzimmerteppich, dahinter die Eltern, nicht weniger erwartungsvoll, und freute sich auf „Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kulenkampff und die „Peter-Alexander-Show“...
Was sahen die Väter der Kinder, die da im Schlafanzug vor dem Fernseher saßen, in den Showmastern? Wussten sie, dass Kulenkampff (Jg.1921), sich an der Ostfront vier Zehen eigenhändig amputiert hatte? Fragten sie sich, ob Peter Alexander (Jg. 1926) wohl auch bei der Hitlerjugend gewesen war ? Bei der Wehrmacht, in Kriegsgefangenschaft? Wie die meisten jungen Männer dieser Generation? Hatten sie davon gehört, dass Hans Rosenthal (Jg. 1925) jüdisch war und sich in den Kriegsjahren als Vollwaise in einer Berliner Laube versteckte und jeden Moment damit rechnen musste, deportiert zu werden? Die Showmaster gehörten wie Regina Schillings Vater einer sehr besonderen Generation an: nach einer Kindheit im Nationalsozialismus, von Kriegseinsatz oder Verfolgung emotional nachhaltig gezeichnet, wurden sie nach dem Kriegsende bruchlos eingespannt in das Hamsterrad des Wiederaufbaus, der von Traumatisierungen nichts wusste – oder nichts wissen wollte.“ (Produktionsfirma zero one film)