Kontakt

Kölner Wochenschau, Bestand 1976 - 1981

 
 

Die Videoaufnahmen der „Kölner Wochenschau“ wurden auf Halb-Zoll-Aufnahmerecordern gedreht. Aus dem Nachlass von Christian Maiwurm, Mitherausgeber der „Kölner Wochenschau“, hat Köln im Film e.V. zahlreiche Open-reel und Umatic-Bänder für sein Archiv erhalten. Die meisten Bänder waren in keinem guten Zustand. Auch fehlten einige Ausgaben der „Kölner Wochenschau“. Umso wichtiger war es, die noch existierenden Beiträge zu digitalisieren und zu sichern. Die Digitalisierung wurde gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Dieses Projekt konnte Köln im Film e.V. im Jahre 2020 abschließen. Alle fett gesetzten Titel sind noch erhalten.

1976 - 1978

 

1976
Herbst 1976: Video über Entlassungen bei Felten & Guillaume in Köln-Mülheim, 30 Min., Vorführung auf Wochenmärkten (gilt als verschollen).

1977
Januar 1977: Video-Berichterstattung über den Prozess gegen Roland Otto und Karl-Heinz Roth in Köln, 50 Min., Vorführung auf Veranstaltungen, Verleih durch Initiativen (gilt als verschollen).

April 1977: Video über die Hausbesetzung des SSK (Sozialistische Selbsthilfe Köln) bei der Gothaer Versicherung, 30 Min., Vorführung in Kneipen und auf Veranstaltungen (gilt als verschollen).

Mai 1977: Kölner Wochenschau: Kampf gegen die Stadtautobahn, 18 Min. 
Die Stadt Köln hatte die Kleingärten, die für den Bau einer Stadtautobahn in Köln-Nippes weichen sollten, im Mai 1977 in voller Blüte abholzen lassen. Nicht nur die Besitzer der Schrebergärten waren empört. Widerstand leisteten auch die Mitglieder der „Nippeser Baggerwehr“ und anderer Initiativen. Die geplante Stadtautobahn wurde nicht realisiert. Vorführungen fanden auf Straßen, Plätzen und in Kneipen statt; das Video wurde auch an Bürgerinitiativen verliehen. 

August 1977: Kölner Wochenschau: als das Erschießen losging, 46 Min. 
Ein Videobericht über den Prozeß gegen Roland Otto und Karl-Heinz Roth. 
Roth und Otto waren in der Nacht zum 9. Mai 1975 nach einer Schießerei auf einem Parkplatz festgenommen worden. Dabei waren ein Polizeibeamter und der als angeblicher Terrorist gesuchte Werner Sauber ums Leben gekommen. Roth und Otto wurden als Mittäter Saubers angeklagt, obwohl sie von ihren Waffen keinen Gebrauch gemacht hatten. Das Kölner Schwurgericht sprach sie frei. Die Kölner Wochenschau rekonstruierte die Schießerei und begleitete das Prozessgeschehen mit der Kamera. Vorführung in Kneipen und auf Veranstaltungen.

Sommer 1977: Beginn einer Langzeitbeobachtung der Stadtsanierung in der Marienstraße/Köln-Ehrenfeld, in der Kölner Südstadt und bei der Mieterinitiative Ossendorf (teilweise erhalten)

August/September 1977: Am 24. September 1977 versammelten sich bei einer ersten Großdemonstration in Kalkar 40.000 Demonstranten aus Protest gegen den Bau des Atomkraftwerks „Schneller Brüter“. Die „Kölner Wochenschau“ war mit der Kamera dabei und realisierte anschließend den „Kalkar-Mobilisierungs-Film“, 30 Min., und den „Kalkar-Film“, 30 Min., zur Berichterstattung über den Bau des AKW und den Protest in den öffentlichen Medien. Vorführung in Kneipen und Verleih durch Initiativen. 
Es existiert nur ein 30minütiges Band mit dem Titel „Kalkar“.

1978
Januar/Februar 1978: Video-Dokumentation über die Situation in psychiatrischen Heimen („Brauweiler“) (gilt als verschollen).

Mai 1978: Kölner Wochenschau: „Absa(h)nierung“, 20 Min.
In Zusammenarbeit mit der BISA (Bürgerinitiative Südliche Altstadt) informierten die politischen Filmemacher über bevorstehende Mieterhöhungen und die sozialen Folgen der Sanierung des Severinsviertels. Es wird befürchtet, dass sich viele Bewohner nach dem Abriss von billigen Altbauten und den geplanten Modernisierungsmaßnahmen eine neue Wohnung im Severinsviertel nicht mehr leisten können. Vorführungen fanden auf der Straße, in Kneipen, auf Veranstaltungen und im Kino statt.

Mai 1978: Kölner Wochenschau: 1 Jahr Stadtautobahn, 18 Min., (siehe Mai 1977).
Vorführungen auf der Straße, in Kneipen, auf Veranstaltungen und im Kino.

Juni 1978: Die Kölner Wochenschauen „Nix wie rin“ (18 Min.) und „Audienz beim Kaiser“ (13 Min.) dokumentieren den Protest der Sozialistischen Selbsthilfe Köln (SSK) gegen Wohnraumzerstörung. Von über 50 Wohnungen waren in der Marienstraße in Ehrenfeld nur noch 6 bewohnt. Alle anderen waren vom Bauunternehmer Kaiser zugemauert und zum Abriss bestimmt. Die beiden Wochenschauen zeigen die erfolgreiche Besetzung und Renovierung von Wohnungen durch den SSK sowie denkwürdige Verhandlungen zwischen Mitgliedern des SSK und dem Bauunternehmer Kaiser. Die Wochenschau-Beiträge wurden auf der Straße, in Kneipen, auf Veranstaltungen und im Kino öffentlich vorgeführt.

September 1978: „Kölner Wochenschau: Pop-Pralinen und Profite“ 13 Min.
Hier dokumentiert die Kölner Wochenschau Protestaktionen gegen den geplanten Bau des Museum Ludwig in Köln: Der Aachener Schokoladenfabrikant und Kunstsammler Peter Ludwig hatte im Herbst 1975 seine Pop-Art Kunstsammlung der Stadt Köln geschenkt, unter der Bedingung, dass die Stadt für diese Sammlung ein eigenes Museum mit dem Namen Ludwig errichtet. Das geplante Museum sollte 400 Mio. DM kosten. Vielen Kölner Initiativen (u.a. dem SSK) war das ein teures „Geschenk“. Ihre Forderung: Volksentscheid über den Bau und Verwendung der bereits eingeplanten finanziellen Mittel für soziale Projekte und sanierungsbedürftige Stadtteile. Vorführungen fanden auf der Straße, in Kneipen und Veranstaltungen statt.

Von 1978 bis 1982 dokumentierte die Kölner Wochenschau in zahlreichreichen Beiträgen die Protestaktionen zum Bau des Museum Ludwig: u.a. die Titel „Schoko-Ludwig-Dom Platte“, „Museum Ludwig“ und „Rufmord D“.

September 1978: Für Heinrich Pachl gehörte der Wochenschau-Beitrag „Schnäppchen“ (15 Min.) im Rückblick zu den Highlights ihrer Arbeit. Dokumentiert wird ein Gespräch zwischen Martin Stankowski und Stadtdirektor Baumann über den Verkauf des Stollwerck-Geländes im Kölner Severinsviertel, bei dem Heinrich Pachl die Kamera führte.
Martin Stankowski war damals Journalist beim Kölner Volksblatt und konfrontierte den städtischen Beamten mit dem Vorwurf, die Stadt habe beim Kauf des Stollwerck-Geländes überhöhte Preise an das Unternehmen gezahlt. Baumann wies dies zurück, verhedderte sich jedoch so sehr in seinen Zahlenangaben, dass Interviewer und Interviewter zum Schluss vor laufender Kamera gemeinsam mit Stift und Papier die für das Grundstück gezahlten Millionen in Quadratmeterpreise nachrechneten – und Stankowskis Vorwurf wurde dabei bestätigt. „Das waren“, so Heinrich Pachl „einfach geniale Situationen, wo man ohne viel Schnickschnack viel machen konnte.“
Vorführungen fanden auf der Straße, in Kneipen, in Veranstaltungen und im Kino statt.

September 1978: Kölner Wochenschau: 1 Jahr Kalkar, 15 Min.
Den Forderungen der friedlich demonstrierenden Teilnehmer des Protestes gegen den Bau des „Schnellen Brüters“ setzten die Filmemacher den staatlichen Aufwand an Polizei und Gewalt in Bild und Ton entgegen. Es existiert nur noch eine Version mit einer Länge von 33 Min. (siehe "Kalkar", August/September 1977).

November 1978: Kölner Wochenschau „Der große Kahlschlag oder wie Rheinbraun den Tagebau Hambach vorantreibt…“, 15 Min.
Am 16.10.1978 gab Wirtschaftsminister Riemer das Startzeichen für die Riesenbagger zum Abbau der Braunkohle am Hambacher Forst. In der Wochenschau geben betroffene Bürger und Mitglieder der „Bürgerinitiative gegen den Braunkohle-Tagebau“ Auskunft über das geplante Vorhaben und seine Auswirkungen.
Vorführungen fanden auf der Straße, in Kneipen und in Veranstaltungen statt.

1979 - 1981

 

1979
Januar 1979: Max – Hausgeburt in Kölle, 45 Min.
11 Stunden beobachteten Mutter, Vater, Hebamme und Freunde die Geburt von Max zuhause mit der Videokamera. „Ein Video gegen das sterile Zurweltkommen im Krankenhaus“ – warb damals die Kölner Wochenschau. Das Video wurde von Pro-Familia vertrieben und in Veranstaltungen und im Kino gezeigt. 

März 1979: In dem Beitrag „Jugendpolizei“ (13 Min.) setzten sich die Videomacher mit dem umstrittenen Einsatz von Jugendschutzbeamten auseinander, die Jugendliche und ihre Treffpunkte, u.a. Jugendzentren, beobachten sollten. Vorführungen fanden in Veranstaltungen und im Kino statt.

April 1979: Aufnahmen der Kellerbesichtigung des EL-DE-Hauses und einer anschließenden Pressekonferenz am 5.4.1979 (u.a. mit Kurt Holl, Sammy Maedge, Walter Kuchta) zur Öffnung der Kellerräume und ehemaligen Gefängniszellen für die Öffentlichkeit, 32 Min.

April 1979: In diesem Monat entstanden gleich zwei Wochenschauen über das Russel-Tribunal in Köln. Das 3. Russell-Tribunal zur Situation der Menschenrechte in der Bundesrepublik Deutschland fand vom 28.3. - 4.4. 1978 in Frankfurt-Hahrheim und vom 3. - 8.1.1979 in Köln-Mülheim statt. Es existiert nur noch eine Wochenschau-Ausgabe unter dem Titel „Wanzen, Spitzel & Computer“,15 Min.
Darin berichtet Günter Wallraff über seine Bespitzelung durch die politische Polizei und über die politische Rolle von Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst und MAD. Vorführungen in Veranstaltungen und Kneipen.

Mai 1979: Kölner Wochenschau: Erhaltet die Humboldt-Siedlung!, 12 Min.
Mit diesem Beitrag unterstützte die Kölner Wochenschau die Bewohner der Humboldt-Siedlung in Köln-Ostheim, die sich für den Erhalt ihrer Siedlung einsetzten. Die Stadt Köln plante die Häuser abzureißen, um ein Gewerbegebiet zu errichten.
Vorführungen fanden auf der Straße und in Kneipen statt.

Oktober 1979: Kölner Wochenschau: Strauß in Köln, 15 Min.
Der bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß nahm im September 1979 als Kanzlerkandidat an einer Veranstaltung der CDU in Köln teil, die durch zahlreiche Proteste gestört wurde – dokumentiert von der Kölner Wochenschau.

1980
April-Juli 1980: In diesem Zeitraum entstanden zwei Kölner Wochenschauen, die den Bau der Musterwohnung („Der Stein des Anstosses“, 13 Min.) und den Teilabriß des Stollwerck-Geländes („Kollaps“, 15 Min.) dokumentieren. Eine weitere Wochenschau aus dem Jahr 1980 mit dem Titel „Eröffnung“ (15 Min.) zeigt die spätere Nutzung des einzigen noch erhaltenen Stollwerck-Teilbaus für kulturelle Veranstaltungen.
Vorführungen der Kölner Wochenschau fanden auf Straßen und Plätzen, in Kneipen und im Kino statt. 

Juli 1980: VideoFlugBlatt zur „Rheinwasser-Aktion“ mit dem Titel „Chemische Reinigung“, 5 Min.
Die Aktionsgemeinschaft "Rettet den Rhein" fuhr im Sommer 1980 mit einem Segelschiff von Rotterdam nach Basel. An jedem Anlegeort wurden Wasserproben entnommen, um die Verschmutzung des Rheins zu analysieren. Bürgerinitiativen und umweltinteressierte Politiker wurden zu Aktionen aufgerufen, um auf die Vergiftung des Rheinwassers aufmerksam zu machen. Im Rahmen dieser Aktion schütteten einige Demonstranten in das Foyer des „Hauses der deutschen Arbeitgeber“ einige Eimer Rheinwasser mit dem Slogan: „Hier bringen wir Ihnen Ihre Schwermetalle und Chemikalien wieder zurück.“ Daraus machte die Kölner Wochenschau innerhalb eines Nachmittags ein 5-Minuten-Video-Flugblatt. Der Film wurde samstags auf der Hohe Straße/Schildergasse gezeigt.

Oktober 1980: Die Kölner Wochenschau:„Dokumentation der Dünnsäureblockade“, 14 Min., darin enthalten ist u.a. ein kurzer Ausschnitt (3 Min.), in dem Heinrich Pachl als Verkäufer missgebildeter Rheinfische, auf die Verseuchung des Rheinwassers und auf die Folgen der Verklappung von Dünnsäure in der Nordsee aufmerksam macht.

1981
März 1981: Kölner Wochenschau zur KVB-Fahrpreiserhöhung, 5 Min., gilt als verschollen.