Kristall-Palast
Weitere Namen
vorher Kristall-Palast, 1928-1933 Kino für Jedermann 1, ab 1934 wieder Kristall-Palast
Info
Altstadt-Süd
Kino im Stadtplan anzeigen
Eröffnung: 20.10.1928
Schließung: 1943
Der Kristall-Palast auf der Severinstraße war ein Gebäude mit „Unterhaltungstradition“.
Bis in die 1920er-Jahre wurden hier im Victoria-Theater Bühnenvorstellungen angeboten. 1925 titelte der Film-Kurier „Der Film erobert das Theater!“ und berichtete erstmals von Revueaufführungen mit Trickfilmeinlagen im nun schon Kristall-Palast umbenannten Theater.
1928 ließ der Geschäftsmann Paul Jockel das nun Monopol-Theater bezeichnete Haus zum Lichtspieltheater umbauen und nannte es Kino für Jedermann 1. Es entstand ein ebenerdiger Saal mit rund 1000 Plätzen. Das Konzept der Kino für Jedermann GmbH war, in den von Rezession und Arbeitslosigkeit geprägten Zwanziger Jahren ein preiswertes Kinoangebot zu schaffen. Entsprechend schlicht war die Einrichtung.
Die Kino-Orgel allerdings zählte zu den größten in Deutschland. 1930 stellte auch dieses Kino auf Tonfilm um. 1934 musste Jockel Konkurs anmelden. Das Kino wurde 1943 von Bomben zerstört. 1971 eröffnete auf dem Gelände das neugebaute Historische Archiv der Stadt Köln.
Nach den Recherchen von Wolfram Hagspiel sah sich der jüdische Besitzer 1934 gezwungen, das Gebäude auf Grund der nationalsozialistischen Rassegesetze verkaufen. Julius Tiedje erwarb das Haus und führte es selbst unter dem Namen Kristall-Palast weiter. Im Rahmen der Kinovorführungen fanden hier auch Varietéeinlagen statt.
Architektur
Für die Umbaumaßnahmen Ende der 1920er-Jahre wurde der Architekt Robert Stern beauftragt. Er veränderte die Fassade hin zu einer schlichteren Gestaltung und schuf einen ebenerdigen schmucklosen Saal ohne Ränge und Balkone. Hinter der Leinwand lagen noch weitere Räume für andere Veranstaltungen, z.B. haben dort Box-Wettkämpfe stattgefunden.
"Nachdem das ´Kino für Jedermann´ in der Kölner Severin-Straße an Herrn Julius Tiedge übergegangen ist, wurde eine gründliche Renovierung und bauliche Veränderung vorgenommen, die gleichfalls eine Namesänderung des Lichtspielhauses berechtigt erscheinen lässt. Durch einen Umbau des Theatereingangs wurde der eigentliche Theaterraum von dem bisher damit verbundenen Restaurant völlig getrennt. Die Außenfront erhielt demgemäß eine neue Formgebung, die in schöner und einfacher Leuchtschrift den Namen ´Kristall-Palast´ zeigt. Im Eingangsraum sind nunmehr neben dem Restaurant die Kassen- und Verkaufsstände, sowie die Bilderschaukästen untergebracht. Daran anschließend führt ein schöner Flur zum eigentlichen Kinoraum, der mit neuen Frischluft-Regulatoren versehen wurde." (Rheinisch-Westfälische Filmzeitung Nr. 36, 31.8.1935)
Programm
Am 7.10.1930 kündigte eine Anzeige im Stadt-Anzeiger "Des großen Erfolges wegen bleibt der Sprech- und Tonfilm Der blaue Engel bis einschl. Donnerstag."
Kinobetreiber
1928 übernahm Paul Jockel das Kino, Julius Tiedje (Düsseldorf-Oberkassel, Archillesstraße 10) erwarb 1934 das Gebäude vom jüdischen Besitzer und führte das Kino fort.
1930 - 1933: Paul Jockel (Inhaber, Reichs-Kino-Adressbuch)
1934: Inhaber Paul Jockel und Waterkamp (Reichs-Kino-Adressbuch)
1935 - 1942: Inhaber Julius Tiedge
Säle
1
Sitzplätze
1930: 600, erweitert auf ca. 1000
1934: 750
1935: statt 600 - 900 (RWFZ Nr. 36, 31.8.1935)
1937: statt 750 - 853 (Kristallpalast); RWFZ Nr. 19, 8.5.1937
1942: 894
Technik
Sonora Bild- und Tonwand
1928: Prunkstück war die große Kino-Orgel. Dazu eine Mitteilung Jockels im Film-Kurier 10.9.1928: "Das große Gebäude des früheren Kristall-Palastes wird als Kino mit Erfrischungs- und Ausschankräumlichkeiten eingerichtet. Es kommt im Februar 1929 die größte Kino-Konzert-Orgel Europas zur Aufstellung. Bis zur Fertigstellung des großen Instrumentes, welches über 180 Register und etwa 60 Effekte erhält, ist eine kleinere Orgel installiert, welche mit einem Orchester die Filme musikalisch illustrieren wird."
1935: "Die brachliegende Kinoorgel wurde instandgesetzt. Außerdem wurde eine neue Bild- und Tonwand (Sonora) errichtet, welche die Bildfläche fast verdoppelt." (Rheinisch-Westfälische Filmzeitung Nr. 36, 31.8.1935)