Kölner Wochenschau - EL-DE-Haus 5.4.1979 II Pressekonferenz
Bundesrepublik Deutschland 1979, 32 min
Serie: Kölner Wochenschau
Inhalt
Pressekonferenz im EL-DE-Haus zur Geschichte des Hauses während des Nationalsozialismus.
Anwesende: Kurt Holl, Frau Röseler (ehemalige Edelweißpiratin), Sammy Maedge, Walter Kuchta (VVN), Karl Höferling (?), Herr Dahmen (Hausbesitzer)
Teilweise schlechte Tonqualität.
Sequenzen:
00:00- 02:18
Frau Röseler beklagt, dass die Edelweißpiraten nicht als Widerstandskämpfer anerkannt werden und ruft dazu auf, diese Ungerechtigkeit nach 40 Jahren zu beenden.
02:18 – 02:36
Kurt Holl bittet Herrn Bachmann (?) über seine Erfahrungen bezüglich des El-De-Hauses zu berichten.
02:36 – 03:11 Herr Bachmann(?) berichtet, dass die Gestapo kurz vor dem 6. März 1945 die im El-De-Haus noch Inhaftierten in ihren Zellen eingemauert hatten. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung hätten die Amerikaner, die am 6. März in Köln einmarschierten, noch zwei Lebende bergen und ins Krankenhaus bringen können.
03:11 – 05:29
Kurt Holl verweist darauf, dass Dokumente vorliegen, die belegen, dass im El-De-Haus in der Elisenstraße mehrere hundert Inhaftierte hingerichtet wurden; noch im Januar 1945 erhielt die Gestapo die „offizielle“ Erlaubnis, ohne Genehmigung des Reichssicherheits-Hauptamtes Inhaftierte zu liquidieren. Die Aussage des Hausbesitzers Herrn Dahmen, dies sei dort nicht geschehen, sei damit widerlegt.
05:29 – 07:11
Frau Röseler berichtet, dass sie bis zum Ende des Krieges in Köln gewesen sei und die Wenigen, die damals noch in der Stadt waren, hätten alle das Gerücht gekannt, dass im El-De-Haus Hinrichtungen stattfanden. Dies müsse auch Herrn Dahmen bekannt gewesen sein.
Ein anderes Gerücht besagte, dass ein SS-Mann auf offener Straße einen Jungen erschießen ließ, den man als Werwolf eingesetzt hatte und der desertieren wollte. Ein weiteres Gerücht besagte, dass am Kaiser-Wilhelm-Ring, unter dem Juden-Mahnmal, auch Hingerichtete aus dem El-De-Haus begraben seien.
07:11- 09:20
Kurt Holl liest aus einem Artikel des Westdeutschen Beobachters über den Umbau des El-De-Hauses von 1934-1935 für die Gestapo und den Bau der als „Luftschutzkeller" genannten unterirdischen Zellen vor. 1935 zog die Gestapo in das El-De-Haus ein.
09:21 – 09:38
Verschiedene Stimmen, dann Frau Röseler.
Sie berichtet, dass ab 1935 die Gefangenen der Gestapo in die unterirdischen Kellerräume einquartiert wurden. Es sei in den Zellen nicht nur gefoltert, sondern im Hof auch hingerichtet worden, was Nachbarn beobachtet hätten.
09:38 – 24:00
Verschiedene Stimmen; dann berichtet der bald 77-jährige Karl Höferling, der selbst in den Zellen gefangen wurde, über seine Widerstandsarbeit und seine Inhaftierung im El-De-Haus 1937. Er wurde in Hamm zu drei Jahren und vier Monate Haft verurteilt, durchlief verschiedene Gefängnisse und war zum Schluß „im Moor“. 1940 wurde er entlassen und musste sich jede Woche bei der Gestapo melden. Vom Arbeitsamt aus wurde er zu Christian Mombauer vermittelt, der Spediteur bei den Chemischen Werken in Kalk war. Dort arbeitete er von 1940-Januar 1943. Höferling hatte die Aufgabe, die osteuropäischen Zwangsarbeiter der Chemischen Fabrik Kalk zur Entlausungs-Stelle in der Stadt zu fahren.
24:00 – 26:52
Kurt Holl berichtet über den Stand der Öffentlichkeitsarbeit zur Öffnung des El-De-Hauses und über erste Reaktionen von Seiten der Stadt Köln / der Stadtkonservatorin. Anschließend lädt er die Pressevertreter zur Begehung der Kellerzellen im El-De-Haus ein.
26:52 – 27:40
Frage eines Journalisten (?)
27:40 – 28:55
Walter Kuchta (VVN) berichtet, dass er 1972 Anzeige gegen die mutmaßlichen Mörder der Hinrichtungen in Ehrenfeld erstattet habe. Die Staatsanwaltschaft habe geantwortet, dass sie zunächst die Namen der im Einsatz befindlichen Gestapo-Leute ermitteln müsse, es seien bis zu 300 Gestapo-Leute gewesen. Das Verfahren sei eingestellt worden, weil die mutmaßlichen Mörder nicht ermittelt werden konnten, es gab keine Zeugen. Zu den Kölnern, die hingerichtet wurden, gäbe es bis zum aktuellen Zeitpunkt keine Zeugen.
28:55 – 32:06
Weitere Stimmen, der Ton bricht kurz ab;
Kurt Holl erläutert Fotos von den Gestapo-Kellern im El-De-Haus, u.a. seien Inschriften zum Teil übertüncht worden. Ziel sei es, die Zellen öffentlich zugänglich zu machen, die Biografien der Inhaftierten zu recherchieren und sie als Widerstandskämpfer anzuerkennen.
Schließlich bricht der Ton ab, dann auch das Bild.
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Weitere Angaben
Farbe: s/w